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by Georg Herwegh (1817 - 1875)

Der Gang um Mitternacht
Language: German (Deutsch) 
Ich schreite mit dem Geist der Mitternacht 
Die weiten stillen Straßen auf und nieder -- 
Wie hastig ward geweint hier und gelacht 
Vor einer Stunde noch!....Nun träumt man wieder. 
Die Lust ist, einer Blume gleich, verdorrt, 
Die tollsten Becher hörten auf zu schäumen, 
Es zog der Kummer mit der Sonne fort, 
Die Welt ist müde -- laßt sie, laßt sie träumen!1 

Wie all mein Haß und Groll in Scherben bricht, 
Wenn ausgerungen eines Tages Wetter, 
Der Mond ergießet sein versöhnend Licht, 
Und wär's auch über welke Rosenbätter!  
Leicht wie ein Ton, unhörbar wie ein Stern, 
Fliegt meine Seele um in diesen Räumen; 
Wie in sich selbst, versenkte sie sich gern 
In aller Menschen tiefgeheimstes Träumen! 

Mein Schatten schleicht mir nach wie ein Spion, 
Ich stehe still vor eines Kerkers Gitter. 
O Vaterland, dein zu getreuer Sohn, 
Er büßte seine Liebe bitter, bitter! 
Er schläft, -- und fühlt er, was man ihm geraubt? 
Träumt er vielleicht von seinem Eichenbäumen? 
Träumt er sich einen Siegerkranz um's Haubt?  -- 
O Gott der Freiheit, laß ihn weiter träumen! 

Gigantisch thürmt sich vor mir ein Palast, 
Ich schaue durch die purpurnen Gardinen, 
Wie man im Schlaf nach einem Schwerte faßt, 
Mit sündigen, mit angstverwirrten Mienen. 
Gelb, wie die Krone, ist sein Angesicht, 
Er läßt zur Flucht sich tausend Rosse zäumen, 
Er stürzt zur Erde, und die Erde bricht -- 
O Gott der Rache, laß ihn weiter träumen! 

Das Häschen dort am Bach -- ein schmaler Raum! 
Unschuld und Hunger theilen drin Ein Bette. 
Doch gab der Herr dem Landmann seinen Traum, 
Daß ihn der Traum aus wachen Ängsten rette;  
Mit jedem Korn, das Morpheus Hand entfällt, 
Sieht er ein Saatenland sich golden säumen, 
Die enge Hütte weitet sich zur Welt  -- 
O Gott der Armut, laß die Armen träumen!   

Beim letzten Hause, auf der Bank von Stein, 
Will segenflehend ich noch kurz verweilen; 
Treu lieb' ich dich, mein Kind, doch nicht allein, 
Du wirst mich ewig mit der Freiheit theilen. 
Dich wiegt in goldner Luft ein Taubenpaar, 
Ich sehe wilde Rosse nur sich bäumen; 
Du träumst von Schmetterlingen, ich vom Aar -- 
O Gott der Liebe, laß mein Mädchen träumen!  

Du Stern, der, wie das Glück, aus Wolken bricht!   
Du Nacht, mit deinem tiefen stillen Blauen, 
Laßt der erwachten Welt zu frühe nicht 
Mich in das gramentstellte Antlitz schauen! 
Auf Thränen fällt der erste Sonnenstrahl, 
Die Freiheit muß das Feld dem Tage räumen,      
Die Tyrannei schleift wieder dann den Stahl -- 
O Gott der Träume, laß uns alle träumen!

Available sung texts:   ← What is this?

•   F. Liszt 

F. Liszt sets stanza 1

View original text (without footnotes)

Confirmed with Gedichte eines Lebendigen, Zürich & Winterthur: Verlag des litterarischen Comptoirs, 1841, pages 92 - 95.

1 Liszt adds
O Gott der Armuth, laß die Armen träumen, 
O Gott der Liebe, laß die Lieben träumen, 
O Gott der Freiheit, laß uns weiter träumen,  
O Gott der Träume, laß uns alle träumen.

Text Authorship:

  • by Georg Herwegh (1817 - 1875), "Der Gang um Mitternacht", appears in Gedichte eines Lebendigen [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Franz (Ferenc) Liszt (1811 - 1886), "Der Gang um Mitternacht", S. 90/10, stanza 1 [ four-part men's chorus ] [sung text checked 1 time]

Researcher for this page: Melanie Trumbull

This text was added to the website: 2017-02-25
Line count: 56
Word count: 406

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