by Johann Baptist Mayrhofer (1787 - 1836)
Am See
Language: German (Deutsch)
Sitz' ich im Gras am glatten See, Beschleicht die Seele süßes Weh; Mit Aeolsharfen klingt mich an Ein unnennbarer Zauberwahn. Das Schilfrohr neiget seufzend sich, Die Uferblumen grüßen mich, Der Vogel klagt, die Lüfte weh'n - Vor Schmerzeslust möcht' ich vergeh'n! Wie mir das Leben kräftig quillt, Und sich in raschen Strömen spielt, Wie's bald in trüben Massen gährt, Und nun zum Spiegel sich verklärt! Bewußtseyn meiner innern Kraft Ein Wonnemeer in mir erschafft: Ich stürze mich in seine Fluth, Und ringe um das höchste Gut. O Leben bist so himmlisch schön In deinen Tiefen, deinen Höh'n! Dein freundlich Licht soll ich nicht seh'n, Den düstren Gang zum Orkus geh'n? Auch du bist mir das Höchste nicht: Ich opfre heiter dich der Pflicht. Ein Strahlenbild schwebt mir voran, Und muthig wag' ich Alles d'ran. Das Strahlenbild ist oft bethränt; Wie es durch meinen Busen brennt. Die Thränen weg vom Wangenroth - Und dann in tausendfachen Tod! Du warst so menschlich, und so hold, Und gut, o deutscher Leopold1! Die Menschheit füllte Dich so ganz, Und reichte Dir den Opferkranz. Und hehr geschmückt sprangst Du hinab, Ein Retter in das Wellengrab. Vor Dir erblichen, Fürstensohn! Thermopylä und Marathon. Das Schilfrohr neiget seufzend sich, Die Uferblumen grüßen mich; Der Vogel klagt, die Lüfte weh'n - Vor Schmerzeslust möcht' ich vergeh'n!
View original text (without footnotes)
Researcher for this page: Peter Rastl [Guest Editor]
Confirmed with Gedichte von Johann Mayrhofer. Wien. Bey Friedrich Volke. 1824, pages 6-8.
This is the poem as published in an adapted version by Mayrhofer in 1824. Schubert set the original version of the poem in 1814 from Mayrhofer's manuscript; see below.
1 [a note from the publication above] - Herzog von Braunschweig.Text Authorship:
- by Johann Baptist Mayrhofer (1787 - 1836), "Am See" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- [ None yet in the database ]
Set in a modified version by Franz Peter Schubert.
Researcher for this page: Peter Rastl [Guest Editor]
This text was added to the website: 2017-07-16
Line count: 40
Word count: 215