by Wilhelm Müller (1794 - 1827)
Der Dichter, als Epilog
Language: German (Deutsch)
Weil gern man schließt mit einer runden Zahl, Tret' ich noch einmal in den vollen Saal, Als letztes, fünf und zwanzigstes Gedicht, Als Epilog, der gern das Klügste spricht. Doch pfuschte mir der Bach in's Handwerk schon Mit seiner Leichenred' im nassen Ton. Aus solchem hohlen Wasserorgelschall Zieht Jeder selbst sich besser die Moral; Ich geb' es auf, und lasse diesen Zwist, Weil Widerspruch nicht meines Amtes ist. So hab' ich denn nichts lieber hier zu thun, Als euch zum Schluß zu wünschen, wohl zu ruhn. Wir blasen unsre Sonn' und Sternlein aus - Nun findet euch im Dunkel gut nach Haus, Und wollt ihr träumen einen leichten Traum, So denkt an Mühlenrad und Wasserschaum, Wenn ihr die Augen schließt zu langer Nacht, Bis es den Kopf zum Drehen euch gebracht. Und wer ein Mädchen führt an seiner Hand, Der bitte scheidend um ein Liebespfand, Und giebt sie heute, was sie oft versagt, So sei des treuen Müllers treu gedacht Bei jedem Händedruck, bei jedem Kuß, Bei jedem heißen Herzensüberfluß: Geb' ihm die Liebe für sein kurzes Leid In eurem Busen lange Seligkeit!
Confirmed with Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Herausgegeben von Wilhelm Müller. Erstes Bändchen. Zweite Auflage. Deßau 1826. Bei Christian Georg Ackermann, pages 47-48; and with Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Herausgegeben von Wilhelm Müller. Dessau, 1821. Bei Christian Georg Ackermann, pages 49-502.
Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Der Dichter, als Epilog", appears in Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten 1, in Die schöne Müllerin, no. 25, first published 1821 [author's text checked 2 times against a primary source]
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