by Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748 - 1776)
Klage eines Mädchens über den Tod ihres...
Language: German (Deutsch)
Ein banger Traum erschreckte mich, O würd' er nie erfüllt! Sobald der Schlummer mich beschlich, Erschien mir Wilhelms Bild. Ein Nachtgespenst, das auf der Gruft Im Totenhemde sitzt! Sein Haar flog blutig in die Luft, Die Brust war aufgeschlitzt. Blut floss ihm durch das Grabgewand, Wie eine Purpurflut. Er nahm des Blutes in die Hand, Und zeigte mir das Blut. Sein blutend Herz, als sucht' es mich, Schlug dreimal hoch empor, Und dreimal flog es sichtbarlich Aus seiner Wund' hervor. Doch plötzlich floss ein Lächeln ihm Ins traurige Gesicht; Er sprach, als sprächen Seraphim: Geliebte, weine nicht! Es war kein leeres Nachtgebild, Was mir im Traum erschien; Die Sarazenen, kühn und wild, Die, die zerfleischten ihn! Wo Jesus Christus uns versühnt, Da modert sein Gebein! Rausch sanfter, wo sein Hügel grünt, Rausch sanfter, Palmenhain! Die Seele ruht in Christus' Hand, In dessen Dienst er fiel. Er starb in des Erlösers Land, Und Sterben war ihm Spiel. Drum lohne dich der Palmenkranz, Den Jesus dir verhieß; Drum tanze mit den Engeln Tanz In seinem Paradies. Bald folget dir, in Gottes Ruh, Dein armes Mädchen nach Und schlummert süßen Schlaf, wie du, Bis an den jüngsten Tag.
Confirmed with Gedichte von L. H. C. Hölty, Aachen, 1815.
Authorship:
- by Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748 - 1776), "Klage eines Mädchens über den Tod ihres Geliebten" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Christopher Ernst Friedrich Weyse (1774 - 1842), "Klage eines Mädchens über den Tod ihres Geliebten" [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2021-09-11
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