by Johann Gabriel Seidl (1804 - 1875)
Bitte an den Strom
Language: German (Deutsch)
Wohin, wohin mit deinen Fluten, du stiller Strom aus fernem Land? Hast du kein Glück mir mitzubringen, kein Freundeswort, kein Liebespfand? Schlägt in den schönen Auen allen, die du bespülst, für mich kein Herz? In allen Städten, die du spiegelst, kein Puls, der mitfühlt meinen Schmerz? Ich steh' umsonst an deinem Ufer, ich blick' umsonst hinein in dich; so viele tausend klare Wellen, und nicht ein Tropfen Lust für mich! So weit du ziehst, so weit du wanderst, so viel du sah'st an Lieb' und Glück - du rauschest kalt an mir vorüber und lässest nichts, ach, nichts zurück! O so beglücke mich denn anders, und weil du nichts für mich gebracht, so nimm von hinnen, was mich quälet, spül' es hinweg mit Wogenmacht! Lass meine Schmerzen mich versenken in deiner Wasser tiefes Grab und trage sie mit frischer Eile zum fernsten Meere mit hinab.
Confirmed with Orpheus, musikalisches Taschenbuch für das Jahr 1840, August Schmidt (Hrsg.), Wien.
Authorship:
- by Johann Gabriel Seidl (1804 - 1875), "Bitte an den Strom" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Anton Emil Titl (1809 - 1882), "Bitte an den Strom" [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2021-10-27
Line count: 24
Word count: 145