by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
Das wohltätige Leben Jesu
Language: German (Deutsch)
Zu dir erhebt sich mein Gemüte, du Freund der Menschen, Jesu Christ! der du durch Wohltun und durch Güte der Welt ein Beispiel worden bist. Du lebtest Sündern nur zum Besten! Sie zu befreien und zu trösten, entsagtest du der Herrlichkeit. Nur wohlzutun war dein Bestreben: Der Zweck von deinem ganzen Leben war deiner Menschen Seligkeit. Nicht schrecklich waren deine Werke und nicht den Sündern zum Gericht. Du warst der blöden Seelen Stärke und der Bedrängten Zuversicht. Dein Blick war wie dein Herz voll Güte; dein Mund verhieß den Sündern Friede und deine Hand gab Armen Brot. Du sahst die Tränen der Betrübten, die Sehnsucht derer, die dich liebten. Auf deinen Wink entfloh der Tod. Du fühltest deiner Freunde Leiden mehr als du deine Not empfandst. Du schmecktest nichts von Ruh und Freuden, so oft du Menschen leidend fandst. Auch selbst mit Schwächung deiner Kräfte war es dein tägliches Geschäfte, als Menschenfreund umherzuziehn. Eh noch ein Leidender es wagte und dir sein Elend tränend klagte, erquickte schon dein Beistand ihn. Errettung, Nachsicht und Erbarmen fand jeder, der sich dir genaht. Mitleidig schenktest du den Armen die Hülfe, die er sich erbat. Dem Lahmen stärktest du die Glieder, dem Stummen kam die Sprache wieder, dir dankten Blinde das Gesicht. Nie wurdest du des Wohltuns müde: Die Sünder fühlten Ruh und Friede und glaubten und verzagten nicht. Herr, wo du gingst, auf jedem Schritte, da folgten Lieb und Mitleid nach. Sie folgten in des Reichen Hütte und unter der Verlassnen Dach. Der Tempel wie die öden Wälder, die Städte wie die freien Felder empfanden deine Gütigkeit. Wo Kummer war, warst du zugegen; dein holder Zuspruch und dein Segen vertrieb des Leidens Bitterkeit. So gingst du stille auf deinem Pfade dem dir bestimmten Tode zu; noch war in deinen Blicken Gnade, in deiner Seele Himmelsruh. Auch dann, als Schrecken und Gefahren von allen Seiten nahe waren, verließ dich nicht dein Edelmut. Du bliebst ein Schutzgott deiner Freunde, bliebst ein Erbarmer deiner Feinde und liebtest sie bei ihrer Wut. O Jesu! wäre doch mein Leben dem deinen gleich! Wär ich wie du so ganz der Menschenlieb ergeben, so sanft, so mitleidvoll wie du! O pflanz in mich die holden Triebe des Mitleids und der Menschenliebe und gib mir deinen edlen Sinn! So zier ich, Jesu, deine Lehre: So krönet mich dereinst die Ehre, dass ich dein Kind und Erbe bin.
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788), "Das wohltätige Leben Jesu", Wq 198 no. 9 (1780-1781) [ voice and piano or harpsichord or organ ], from Sturms geistliche Gesänge mit Melodien, Zweite Sammlung, no. 9 [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2022-02-23
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