Was sollt ich ängstlich klagen und in der Not verzagen? Der Höchste sorgt für mich. Er sorgt, dass meiner Seele kein wahres Wohlsein fehle: Genug zum Trost, mein Herz, für dich! Was nützt es, heidnisch sorgen und jeden neuen Morgen mit neuem Kummer sehn? Du, Vater meiner Tage, weißt, eh ich dir’s noch sage, mein Leiden und mein Wohlergehn. Auf deine Weisheit schauen und deiner Gnade trauen, das, Herr, ist meine Pflicht. Ich will sie treulich üben und ohne Falsch dich lieben, denn du verlässt die Deinen nicht. Der du die Blumen kleidest und alle Tiere weidest, du Schöpfer der Natur, weißt alles, was mir fehlet. Drum, Seele, was dich quälet, befiel dem Herrn und glaube nur! Ja, Vater, alle Sorgen, den Gram, der mich verborgen in meinem Herzen nagt, werf ich auf dich und freue mich ewig deiner Treue; du hältst, was du mir zugesagt. Wenn meine Augen tränen und sich nach Hülfe sehnen, so klag ich dir’s, dem Herrn. Sieh, Vater, ich befehle dir jeden Wunsch der Seele; du hörst, du hilfst, du segnest gern. Du führest hier die Deinen nicht so, wie sie es meinen, doch stets nach weisem Rat. Ist mir die Aussicht trübe, so leuchtet deine Liebe mir auf des Lebens dunkelm Pfad. Wenn ich hier Tiefen sehe und es nicht ganz verstehe, was du mit mir getan; kann ich doch des mich trösten: Einst nimmst du mich Erlösten nach kurzer Schmach zu Ehren an. Dort, bei der Frommen Scharen, dort werd ich es erfahren, wie gut du mich geführt. Nach überstandnen Leiden bring ich dir dann mit Freuden den Dank, der ewig dir gebührt.
Sturms geistliche Gesänge mit Melodien, Zweite Sammlung
by Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788)
1. Vertrauen auf Gottes Vorsehung
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Versicherung der Seligkeit
Ich weiß, an wen mein Glaub sich hält. Kein Feind soll mir ihn rauben. Als Bürger einer bessern Welt leb ich hier noch im Glauben. Dort schau ich, was ich hier geglaubt. Wer ist, der mir mein Erbteil raubt? Es ruht in Jesu Händen. Mein Leben ist ein kurzer Streit, lang ist der Tag des Sieges. Ich kämpfe für die Ewigkeit, erwünschter Lohn des Krieges! Wenn mich die Macht der Feinde schreckt, werd ich durch Jesu Macht bedeckt. Was kann mir denn nun schaden? Herr, Herr! du bist mein ganzer Ruhm, mein Trost in diesem Leben, in jener Welt mein Eigentum. Du hast dich mir gegeben. Von fern glänzt mir mein Kleinod zu: Bald schenkst du nach dem Kampf mir Ruh und reichst mir meine Krone. Herr, lenke meines Geistes Blick von dieser Welt Getümmel auf dich, auf meiner Seele Glück, auf Ewigkeit und Himmel. Die Welt mit ihrer Herrlichkeit vergeht und währt nur kurze Zeit. Im Himmel sei mein Wandel! Itzt, da mich dieser Leib beschwert, ist mir noch nicht erschienen, was jene bessre Welt gewährt, wo wir Gott heilig dienen. Dann, wenn mein Auge nicht mehr weint und mein Erlösungstag erscheint, dann werd ich’s froh empfinden. Nur dunkel seh ich hier mein Heil, dort ist mein Antlitz heiter. Hier ist die Sünde noch mein Teil, dort ist sie es nicht weiter. Hier ist mein Wert mir noch verhüllt, dort wird er sichtbar, wenn dein Bild mich, Gott, vollkommen schmücket. Zu diesem Glück bin ich erkauft, o Herr, durch deine Leiden; auf deinen Tod bin ich getauft: Wer will mich von dir scheiden? Du zeichnest mich in deine Hand: Herr, du bist mir, ich dir bekannt. Mein sind des Himmels Freuden. Wie groß ist meine Herrlichkeit! Empfinde sie, o Seele! Vom Tand der Erde unentweiht, erhebe Gott, o Seele! Der Erde glänzend Nichts vergeht: Nur des Gerechten Ruhm besteht durch alle Ewigkeiten.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Menschenliebe Jesu
Dich bet ich an, Herr Jesu Christ, du Heil der Menschenkinder, der du so reich an Gnade bist, so zärtlich gegen Sünder! Du bist des Blöden Zuversicht: Nie wendest du dein Angesicht von des Bedrängten Flehen. Du siehst mit gnadenvollem Blick auf ihn in seiner Not zurück und eilst ihm beizustehen. Dein Leben in der Sterblichkeit war für die Menschen Segen. Dir folgten Lieb und Freundlichkeit auf allen deinen Wegen. Wohin du gingst, ging Wohltun mit; dein Wort, dein Werk und jeden Schritt begleitete Erbarmen. Du übernahmst die schwere Pein, uns vom Verderben zu befrein, und starbst zum Heil uns Armen. Auch itzt noch auf der Himmel Thron bist du der Trost der Sünder. Auch da bleibst du, o Gottes Sohn, ein Freund der Menschenkinder. Du schaffst den Deinen wahre Ruh, und die Verirrten suchest du, auf rechten Weg zu leiten. Du hörst der Seufzenden Gebet und brauchest deine Majestät, nur Segen auszubreiten. O lass in meiner Pilgerschaft mich auf dein Vorbild sehen. Erfülle mich mit Lust und Kraft, dem Nächsten beizustehen; betrübter Herzen Trost zu sein, mich mit den Fröhlichen zu freun, mit Weinenden zu klagen. Lass mich dem, der sein Herz mir weiht, ein Herz voll frommer Redlichkeit und Treue nicht versagen. Lass mich mit brüderlicher Huld den Strauchelnden erwecken; durch Sanftmut, Mitleid und Geduld des Nächsten Fehler decken. Mein Antlitz sei nie fürchterlich und meine Seele neige sich zu des Bedrängten Flehen! So wird mich in der bessern Welt, die nur Beglückte in sich hält, der Liebe Lohn erhöhen.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Die Bestimmung des Christen
Mein Glück im kurzen Raum der Zeit, den hohen Wert der Ewigkeit empfindet meine Seele. Mich riefst du, Vater, aus dem Nichts zum frohen Anschaun deines Lichts; dies dankt dir meine Seele. Nicht zu den Freuden dieser Zeit, zur Wonne jener Ewigkeit, dir einst zu werden ähnlicher, erschufst du mich, Allmächtiger. O Vater! Gott! für mich gabst du den Sohn in Tod: Wie groß bin ich durch dich, mein Gott! Sohn, zum Erlöser mir gesandt! Ich folge deiner sanften Hand, die mich zum Himmel leitet. Für mich hast du vor Gottes Thron den unaussprechlich großen Lohn des Himmels zubereitet. Zwar itzt seh ich mit schwachem Blick der seligen Verklärung Glück; und dunkel ist mir jene Welt, die Gott dem Glauben vorbehält. O Jesu Christ! dort soll ich erst mein Heil verstehn und jauchzend deine Gnade sehn. Geist Gottes, unsre Zuversicht, verlass, verlass uns Arme nicht und stärk uns unsern Glauben! Durch dich blickt unser Aug zum Lohn, bereit für uns an Gottes Thron. O schenk uns diesen Glauben! Lenk uns von Welt und Eitelkeit auf jenes Heil der Ewigkeit, dass wir der Welt entrissen, dir hier leben, Gott, einst sterben dir! Geist, unser Gott! zeig uns im Tod das Heil des Herrn: Dann folgen wir zum Grabe gern! Dreieiniger! Wie groß sind wir! Wie groß, wie selig werden wir! Lehr uns dies Glück betrachten! Der Erde Scheingut sättigt nicht, der Erde Weisheit tröstet nicht, o lehr uns sie verachten! Der du uns schufst, dich opfertest für Sünder und sie heiligtest: Wir, dein so teures Eigentum, wir bringen deinem Namen Ruhm. Dreieiniger! in Ewigkeit sei unser Gott: So freun wir uns auf unsern Tod!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Weihnachtslied
Gelobet seist du, Jesu Christ, von aller Menschen Zungen, von jedem der noch sterblich ist, noch nicht den Lohn errungen! Gelobet seist du von der Schar, die einst wie wir auch sterblich war, und nun, der Last entbunden, auf ewig überwunden! In dieser höhern Brüder Dank soll unser Loblied schallen. Auch schwacher Menschen Lobgesang lässt du dir wohlgefallen. Noch schauen wir, ach, nur von fern, die hohe Seligkeit des Herrn, wozu nach diesem Leben du dort uns wirst erheben. Doch bald, bald sind wir auch wie sie zum Leben durchgedrungen. Bald ist nach kurzer Tage Müh das Kleinod uns errungen: Dann singen wir dir, Jesu Christ, dass du ein Mensch geboren bist, in deiner Engel Chöre Anbetung, Preis und Ehre. Hier soll, so lang noch Sterblichkeit und Sünden uns beschweren, durch unsre ganze Pilgerzeit dich unser Dank verehren. Doch mehr preis unser Leben dich und unser Geist bestrebe sich, dir, der zum Heil erschienen, in Heiligkeit zu dienen. Du kamst von deiner Allmacht Thron auf unsre Erd hernieder, wardst arm und schwach, ein Menschensohn, zur Rettung deiner Brüder. Wer wollte dir nicht ganz sich weihn? Ja, o Versöhner, wir sind dein! Und jeder der Erlösten soll deiner sich getrösten. Was wären wir, Herr, wärst du nicht für uns ein Mensch geboren? Ach, ohne Trost und Zuversicht, durch unsre Schuld verloren. Doch nun, da du, o Jesu Christ, in unserm Fleisch erschienen bist, ist diese Welt der Sünder versöhnt und Gottes Kinder. Schon hier, erhabner Gottessohn, sind wir durch Hoffnung selig; die Freuden, die uns dort am Thron erwarten, sind unzählig. Dir, der sie gnadenvoll erwarb, der für uns Mensch ward, für uns starb, sei mit der Engel Heere Anbetung, Preis und Ehre!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Passsionslied
In Todesängsten hängst du da, o Gottessohn auf Golgatha! Wer kann dein Leiden fassen? Laut seufzest du: Mein Gott, mein Gott! wie hast du mich verlassen! Die Zunge klebt am dürren Gaum, du atmest vor Verschmachten kaum. Doch ach! mit bitterm Spotte lacht deines letzten heißen Dursts der Missetäter Rotte. Du, dessen Wort den Müden Kraft, Erquickung Dürstenden verschafft, ach du, du willst verschmachten? Mich dürstet! rufst du. Niemand will auf deine Klagen achten. Dir, der des Weinstocks Früchte schuf, dir, Mächtiger, auf dessen Ruf sich Quell und Ström ergießen, dir kann des heißen Durstes Pein kein Labetrunk versü.en. Doch Gott hat dich im Tod erquickt, dich ewig aller Qual entrückt und dein Gebet erhöret. Durch dich wird in des Todes Angst Erquickung mir gewähret.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English [singable] (John Bernhoff)
7. Osterlied
Er lebt! Des Todes Sieger lebt! Der Retter aller Sünder! Der Feinde Heer erschrickt und bebt vor seinem Überwinder. Das stolze Hohngeschrei der Mörder ist vorbei! Dahin ist ihre Wut! Auf, Christen, fasset Mut und singt von Gottes Siege! Er lebt! Die Rechte Jesu siegt! Sie siegt und ist erhöhet! Und zu des Siegers Füßen liegt, wer frech ihm widerstehet. Besiegt ist, was uns droht; besiegt sind Höll und Tod. Von seines Arms Gewalt, von seinem Sieg erschallt der Himmel und die Erde. Und voll von seiner Majestät sind der Gerechten Hütten. Die Rechte Jesu ist erhöht! Sie hat den Sieg erstritten! Sein ist Gewalt und Macht. Er hat sein Werk vollbracht, die Welt mit Gott versöhnt: Und nun ist er gekrönt mit Herrlichkeit und Ehre. Er lebt, er, der Unsterblichkeit und aller Freuden Geber! Und seines Sieges Herrlichkeit verkündigen die Gräber. Vom Himmel schallt’s hinab: Wo ist dein Sieg, o Grab? Wo ist dein Stachel, Tod? Gelobt sei unser Gott, der uns den Sieg gegeben! Gelobt sei Gott! Er hat den Sieg durch Jesum uns gegeben. Errungen ist durch seinen Sieg Unsterblichkeit und Leben. O Christen, feiret heut sein Siegesfest erfreut! Ihn, der den Sieg errang, rühm euer Lobgesang in Tempeln und in Hütten! Doch einst wird nicht in Hütten mehr der Mensch des Staubs ihn loben, durch alle Himmel wird einst er mit Sieg und Preis erhoben. Wenn von dem Wolkenthron der Richter, Gottes Sohn, in jede Totengruft: Erwacht zum Leben! ruft: Wie werdet ihr ihm danken!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Trost der Auferstehung
Herr, du bist meine Zuversicht. Du lebst, auch ich werd leben. Mir wirst du, was dein Wort verspricht, Unsterblichkeit einst geben. Dein Jünger kommt nicht ins Gericht: Dies stärket meine Zuversicht. Hier geh ich oftmals weinend hin, den Samen auszustreuen; dort wird der herrlichste Gewinn der Ernte mich erfreuen. Ich leide und verzage nicht, denn du bist meine Zuversicht. Und sinkt dereinst mein Leib in Staub, Gott wird ihn neu beleben. Er werde der Verwesung Raub, dort werd ich ewig leben. Dies schafft im finstern Tal mir Licht und gibt der Seele Zuversicht. Herr, diesen Segen dank ich dir. Mich aus der Gruft zu heben, gingst du aus deinem Grab herfür; du lebst, und ich soll leben. Ich glaub es dir und zweifle nicht: Dein Wort ist meine Zuversicht. In diesem Glauben stärke mich. Lass mich den Trost empfinden, den großen Trost, dass ich durch dich den Tod soll überwinden! Grab und Verwesung schreckt mich nicht: Denn du bleibst meine Zuversicht.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]9. Das wohltätige Leben Jesu
Zu dir erhebt sich mein Gemüte, du Freund der Menschen, Jesu Christ! der du durch Wohltun und durch Güte der Welt ein Beispiel worden bist. Du lebtest Sündern nur zum Besten! Sie zu befreien und zu trösten, entsagtest du der Herrlichkeit. Nur wohlzutun war dein Bestreben: Der Zweck von deinem ganzen Leben war deiner Menschen Seligkeit. Nicht schrecklich waren deine Werke und nicht den Sündern zum Gericht. Du warst der blöden Seelen Stärke und der Bedrängten Zuversicht. Dein Blick war wie dein Herz voll Güte; dein Mund verhieß den Sündern Friede und deine Hand gab Armen Brot. Du sahst die Tränen der Betrübten, die Sehnsucht derer, die dich liebten. Auf deinen Wink entfloh der Tod. Du fühltest deiner Freunde Leiden mehr als du deine Not empfandst. Du schmecktest nichts von Ruh und Freuden, so oft du Menschen leidend fandst. Auch selbst mit Schwächung deiner Kräfte war es dein tägliches Geschäfte, als Menschenfreund umherzuziehn. Eh noch ein Leidender es wagte und dir sein Elend tränend klagte, erquickte schon dein Beistand ihn. Errettung, Nachsicht und Erbarmen fand jeder, der sich dir genaht. Mitleidig schenktest du den Armen die Hülfe, die er sich erbat. Dem Lahmen stärktest du die Glieder, dem Stummen kam die Sprache wieder, dir dankten Blinde das Gesicht. Nie wurdest du des Wohltuns müde: Die Sünder fühlten Ruh und Friede und glaubten und verzagten nicht. Herr, wo du gingst, auf jedem Schritte, da folgten Lieb und Mitleid nach. Sie folgten in des Reichen Hütte und unter der Verlassnen Dach. Der Tempel wie die öden Wälder, die Städte wie die freien Felder empfanden deine Gütigkeit. Wo Kummer war, warst du zugegen; dein holder Zuspruch und dein Segen vertrieb des Leidens Bitterkeit. So gingst du stille auf deinem Pfade dem dir bestimmten Tode zu; noch war in deinen Blicken Gnade, in deiner Seele Himmelsruh. Auch dann, als Schrecken und Gefahren von allen Seiten nahe waren, verließ dich nicht dein Edelmut. Du bliebst ein Schutzgott deiner Freunde, bliebst ein Erbarmer deiner Feinde und liebtest sie bei ihrer Wut. O Jesu! wäre doch mein Leben dem deinen gleich! Wär ich wie du so ganz der Menschenlieb ergeben, so sanft, so mitleidvoll wie du! O pflanz in mich die holden Triebe des Mitleids und der Menschenliebe und gib mir deinen edlen Sinn! So zier ich, Jesu, deine Lehre: So krönet mich dereinst die Ehre, dass ich dein Kind und Erbe bin.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]10. Fröhliche Erwartung der Auferstehung
Einst geh ich ohne Beben zu meinem Tode hin, denn Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn. Ich scheue nicht die Schrecken der freudenleeren Gruft. Der wird mich auferwecken, der mich zum Grabe ruft. Und rief mich abzuscheiden auch heute schon mein Gott, so folg ich ihm mit Freuden und sterb auf sein Gebot. Des Lebens frische Blüte vermodre nur im Staub; die Wange, die sonst glühte, sei der Verwesung Raub. Ich hoff ein bessres Leben, das nie von mir entflieht. Ein Leib wird mich umgeben, der nimmermehr verblüht. Dann eil ich dir entgegen, mein triumphierend Haupt, und seh entzückt den Segen des Heils, das ich geglaubt.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]11. Ermunterung zur Nachfolge Jesu
Stärke, Jesu, stärke mich, willig alle Last zu tragen! Ach, mein Fleisch entsetzet sich mutlos vor des Lebens Plagen. Und doch soll ich bei der Pein deinem Beispiel ähnlich sein. Wer dir nachzufolgen strebt, muss sich deiner Schmach nicht schämen, und wenn sich das Fleisch erhebt, sich zu stetem Kampf bequemen. Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt, ist zum Himmel nicht bestimmt. O wie sanft wird mir die Last, wenn ich’s zuversichtlich wage und wie du gelitten hast, mutig alle Not ertrage. Dann wird, was mich schrecklich deucht, süß und angenehm und leicht. Ach, viel mehr, unendlich mehr, als ich je von Not empfinde, littst du, Allerheiligster, für die Welt, für meine Sünde. Unzählbar war deine Not, unaussprechlich schwer dein Tod. Durch dein Kreuz erwarbst du mir Kraft und Mut in meinen Leiden. Nun kann, Jesu, mich von dir keine Pein, kein Tod nicht scheiden. Werd ich mutlos, dann stärkt sich mein erschrocknes Herz durch dich. Endlich wirst du mich der Not dieses Lebens ganz entrücken; endlich wird ein sanfter Tod den zerschlagnen Geist erquicken, und in der Verwesung Haus ruh ich von der Arbeit aus. Dort, wohin du nach dem Streit triumphierend dich geschwungen, gibst du mir die Herrlichkeit, die du durch dein Kreuz errungen. Und bei dir wird jede Pein mir ein neuer Segen sein. Nun, ich fliehe nicht dein Kreuz; sieh, ich nehm’s aus deinen Händen. Nie soll mich der Lüste Reiz, nie Versuchung von dir wenden. Gern trag ich, wiewohl noch schwach, dir dein Kreuz, mein Jesu, nach.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]12. Andenken an den Tod
Wer weiß, wie nah der Tod mir ist? Vielleicht, eh dieser Tag verfließt, bin ich verwelkt wie dürres Laub, des Todes Raub, und mein Gebein bedeckt der Staub. Ach, Vater, meine Lebenszeit eilt fliegend hin zur Ewigkeit, bald ist sie näher; jeder Scherz flieht dann mein Herz und mich ergreift des Todes Schmerz. Erhalt in mir bei Scherz und Spiel, o Gott, der Ewigkeit Gefühl! Wenn ich mich meines Lebens freu, so gib dabei, dass ich auch klug und mäßig sei! Wenn ich noch heut erblassen soll, so mach’s mit mir im Tode wohl: Verlass mich nicht in meiner Not! Durch dich, mein Gott, wird mir zum sanften Schlaf der Tod. Doch soll mein Tod noch ferne sein: Dein Will gescheh! Herr ich bin dein. Doch treuer Gott, verleihe mir, dass ich nur dir hier lebe und einst sterbe dir.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]13. Morgenlied
Des Morgens neue Sonne erfüllt auf dein Geheiß mit Leben, Licht und Wonne, Gott, deinen Erdenkreis. Auf mich scheint sie herab. Ich freue, Gott, ich freue mich ihres Lichts aufs neue und deiner, der es gab. Zu dir, zu dir erhebe die frohe Seele sich. Allmächtig sprachst du: Lebe! Ich lebte, Herr, durch dich; und mit dem ersten Strahl gab deine milde Sonne mir Leben, Licht und Wonne und Segen ohne Zahl. Sieh, dieser neue Morgen soll dir geheiligt sein. Ich will mich frei von Sorgen nur deiner Güte freun. Bis hieher halfst du, Herr! Lobsing ihm, meine Seele! Lobsing ihm und erzähle: Wie treu, wie gut ist er! Ich überschau die Pfade der kurzen Pilgerschaft. Nah war mir Gottes Gnade, nah war mir seine Kraft. Er leitete zum Ziel mich auf so sanften Wegen und gab mir seinen Segen, mir großer Freuden viel. Und gegen diese Freuden (o wer, wer zählet sie?), was sind die kurzen Leiden, was ist des Lebens Müh? Am Abend war mein Herz oft voll von Gram und Sorgen, und mit dem neuen Morgen verschwand mein Gram und Schmerz. So war des Ew’gen Rechte stets meine Zuversicht. Durch Tage wie durch Nächte war er mein Heil und Licht. Wie tat er mir so wohl! Wohin ich geh und trete, ist jede, jede Stätte von seiner Güte voll. Gott, dir gebühret Stärke und Preis in Ewigkeit! Groß, groß sind deine Werke, groß deine Freundlichkeit. Ich will mein Lebelang dich preisen, dich erhöhen. Und einst mein letztes Flehen sei noch dein Lobgesang!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]14. Lobgesang auf die Auferstehung Jesu
Halleluja! Jesus lebet! Erlöste Menschen, o erhebet des Gottversöhners Majestät! Hört’s, betrübte Sünder, gebet der Freude Raum, denn Jesus lebet! Gott hat ihn aus dem Staub erhöht. O Seele, dein Gesang schall ihm zu Preis und Dank! Halleluja! Dich, großer Held, erheb die Welt, weil deine Hand den Sieg behält! Jesu Jünger, wehrt dem Leide! Lobsinget ihm und nehmt voll Freude am Siege Teil, den er erstritt! Seht, der Tod ist überwunden! Und Grab und Hölle liegt gebunden; der herrscht, der für euch starb und litt. Lasst eure Feinde dräun! Ihr könnt getrost euch freun. Jesus lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, derselbe gestern und auch heut. Nun verzagt auch nicht, Verbrecher! Gott ist euch nun kein strenger Rächer, wenn ihr die Schuld vor ihm bereut. Durch des Todes Überwinder ist er versöhnt und gegen Sünder ein Vater der Barmherzigkeit. Er ruft sein Volk hinauf; schließt seinen Himmel auf, sie zu segnen. Der Himmel tönt: Gott ist versöhnt, weil Jesus lebt, ist Gott versöhnt! Tod, wo sind nun deine Schrecken? Nicht ewig wird das Grab uns decken, verwest der Leib gleich in der Gruft. Einst wird er zum bessern Leben sich aus des Todes Staub erheben, wenn Jesus den Entschlafnen ruft. Dann wird das tote Feld zu einer regen Welt. Alles lebet: So steht verneut zur Frühlingszeit des Pflanzenreiches Herrlichkeit. Auferstandner! welch ein Segen erwartet uns, wenn wir auf Wegen einhergehn, die dein Fuß betrat. Unnennbare Seligkeiten, die ewig währen, sind die Beuten, die uns dein Sieg erkämpfet hat. Bald sind sie unser Teil, bald krönet uns das Heil deines Lebens. Halleluja! Der Herr ist nah, bald ist der Tag des Sieges da!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]15. Betrachtung des Todes
Mein Heiland, wenn mein Geist erfreut, im Glauben auf die Herrlichkeit des ew’gen Erbteils blicket, das du für mich bereitet hast: Wie leicht dünkt mir denn jede Last, die mich hienieden drücket? Dann wird der Eitelkeiten Tand von mir in seinem Wert erkannt, der Erde Pracht ist mir wie Nichts beim Anblick jenes ew’gen Lichts. Herr Jesu Christ! Mein Herr und Gott! Mein Herr und Gott! Dies Heil verdank ich deinem Tod. Wenn einst auf deinen Wink mein Geist des Körpers Banden sich entreißt, dann stärk ihn aus der Höhe; dass ich, durch deinen mächt’gen Stab beschützt, ins Todestal hinab getrost und freudig gehe. Die Klarheit jener bessern Welt schaff, wenn mich Dunkelheit befällt, in meinem finstern Herzen Licht und Heiterkeit im Angesicht. Herr Jesu Christ! Mein Herr und Gott! Mein Herr und Gott! Dann wird zum Schlummer mir der Tod. Und wenn mein Geist aus Schüchternheit sich dennoch vor dem Tode scheut, weil ihn die Sünden kränken; dann lass mich, Herr, auf deinen Tod die Hoffnung baun: Es werde Gott der Sünden nicht gedenken. Der Trost, den du auch mir erwarbst, als du zum Heil der Sünder starbst und fühltest, wie dich Gott verließ, der mache mir das Sterben süß! O Jesu Christ! Mein Herr und Gott! Mein Herr und Gott! Verlass mich nicht in meinem Tod! Auf kurze Zeit schließt sich zur Ruh mein tränenvolles Auge zu und schlummert in dem Staube; doch der, der mich zum Grabe ruft, der ruft mich einst auch aus der Gruft. Ich weiß, an wen ich glaube. Er lebet, und ich werd durch ihn der Grabesnacht gewiss entfliehn. Mein Geist und Leib aufs Neu vereint schaun dich dann, großer Menschenfreund. Herr Jesu Christ! Mein Herr und Gott! Mein Herr und Gott! Zum Leben machst du mir den Tod. Du bleibst mein Trost: Mich schrecke nicht der Erde Brand, das Weltgericht, der Donner der Posaunen! Vor deinem Thron werd ich dann stehn, dich, Richter aller Völker, sehn, dich sehn und froh erstaunen. Auch mir schenkst du dann jenes Heil, der Auserwählten sel’ges Teil. Ich soll, dein Mund schwur es mir zu, ich soll lebendig sein wie du. Herr Jesu Christ! Mein Herr und Gott! Mein Herr und Gott! Stärk diesen Glauben einst im Tod!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]16. Erinnerung an den Tod
Noch bin ich dein Gast, o Erde. Gott mehrt meiner Tage Zahl. Dass ich reif zum Himmel werde, prüft er mich, lässt mir die Wahl, Böses oder Guts zu wählen. Doch werd ich viel Jahre zählen oder ruft ein früher Tod mich zur bangen Sterbensnot? Herr, du weißt’s. Du hast die Tage meines Lebenslaufs gezählt. Ihre Freuden, ihre Plage sah dein Auge, das nie fehlt; früher noch, als du auf Erden mich ließt einen Pilger werden, da schon schriebst du meinen Tod auf dein Buch, allweiser Gott. Einst, wenn es dein Wille fordert, wird mein reger Leib zu Staub; und das Feuer, das in mir lodert, wird des kalten Todes Raub. So wie Frühlingsblumen welken, wird mein Leben auch verwelken; Kraft und Odem nehmen ab und den Leichnam nimmt das Grab. Nimm ihn hin zu deinem Staube, Grab, verwandle ihn in Erd! Dennoch triumphiert mein Glaube, denn mein Leib wird einst verklärt. Des verwesten Körpers Trümmer bleiben wahrlich nicht auf immer der Vermodrung schnöder Raub, neu beseelt wird einst mein Staub. Durch dein schöpfrisch Wort: Es werde! rufst du, Herr, in mein Gebein neues Leben. Nicht mehr Erde wird alsdann mein Körper sein. Zu den himmlischen Geschäften schmückst du ihn mit neuen Kräften: Und von Schmerz und Sterblichkeit wird er ewig dann befreit. Hör, o Seele, einst mit Freuden jenen Ruf: Das Grab ist da! Denn das Ende deiner Leiden ist mit ihm zugleich dir nah. Er, der deinen Tod bezwungen, hat das Leben dir errungen. Durch den Weg der Sterblichkeit führt er dich zur Ewigkeit. Stärke mich auf diese Stunde, Jesu, der du für mich starbst und an Gottes Gnadenbunde ewig Anteil mir erwarbst. Lass mich Tod und Grab nicht scheuen, lass vielmehr mich darauf freuen! Denn nach treu vollbrachtem Lauf nimmst du mich zum Himmel auf.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]17. Gott, der Ernährer der Menschen
In hundert Sprachen tönt die Stimme der Erdenvölker auf zu Gott. Und durch aller Himmel Zonen rufen tausend Millionen: Gib uns unser täglich Brot! Und er von seinem Wolkensitze schaut väterlich herab auf sie; spricht zur Sonne: Kehre wieder! und zum Regen: Komm hernieder! spricht zu seiner Erde: Blüh! Und Regen, Sonn und Erde hören gehorsam ihres Herrn Gebot; und die Sonne kehret wieder und der Regen kommt hernieder und die Erde gibt uns Brot. Vom Aufgang bis zum Niedergange ist alles deiner Güte voll. Gott, im Sonnenschein und Regen gibt das Land uns seinen Segen, Trift und Garten ihren Zoll. Herr, deiner milden Vaterliebe kann ewig unser Herz sich freun. Du kannst uns, was wir begehren, gnädig jedes Gut gewähren, Erd und Himmel, Herr, sind dein. Und dein sind wir, o Weltregierer, Gott, unser Vater, wir sind dein. Du wirst uns zum Erdenleben Speise, Ruh und Kleidung geben, wirst uns segnen, uns erfreun.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]18. Empfindungen in der Sommernacht
Der Mond ist aufgegangen, die güldnen Sterne prangen am blauen Himmelszelt. Gebüsch und Haine schallen vom Lied der Nachtigallen; o Gott, wie schön ist deine Welt! Schön, wenn vom Abendtaue beperlet Wald und Aue in deinem Segen stehn; und wenn in Ungewittern die Donner sie erschüttern, ist deine Welt, o Vater, schön. Aus deiner Allmacht Fülle strömt in der Nächte Stille Erquickung auf die Flur, und durch die kühlen Lüfte bringt ihre Balsamdüfte zum Abendopfer die Natur. Mit ihrem Opfer walle mein Dank empor! Ich falle vor dir anbetend hin. Du schufst in hoher Ferne den Mond, du schufst die Sterne, du schufst der Haine Sängerin.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]19. Gottes Größe in der Natur
Weit um mich her ist alles Freude! Wie schön ist, Schöpfer, deine Welt! Wie prangt in seinem Feierkleide Gebürg und Tal und Wald und Feld! Wie heilig wird mir jede Stätte! Wohin ich geh, wohin ich trete, bist du so nahe, Gott, und ich erblicke dich auf allen Fluren; in allen deinen Kreaturen erblick ich, aller Vater, dich. Das Murmeln in beredten Bäumen ruft: Fröhlich müsst ihr Gott erhöhn! Die Zeit in Schwermut zu verträumen, ist, Menschen, seine Welt zu schön! Mir sagt, beglänzt vom Morgentaue, die Flur, der Garten und die Aue: Wie segnet unser Gott so gern! Mir sagt das Rauschen seiner Fluten: Gott ist der Urquell alles Guten! Der Bach sagt lispelnd: Lobt den Herrn! Wie beugen sich der Saaten Spitzen! Wie schwellen sie von Segen an, dass kaum der Halm die Ähre stützen, die reiche Last kaum tragen kann! Hier sammeln emsig schon die Bienen viel Ernten, um auch uns zu dienen, von Gottes schönen Blumen ab. Dort spinnt der Seidenwurm und webet, eh er verwandelt wieder lebet, sich seine Hüll und auch sein Grab. Wie hast du, Gott der Güt und Stärke, so väterlich an uns gedacht! Wie viel und groß sind deine Werke! Wie schön! wie wunderbar gemacht! Zum vollen fröhlichen Genusse empfängt von deinem Überflusse was lebet seine Speis, o Gott! Gebürge geben, Täler geben, was allen nötig ist zum Leben — den Tieren Gras, uns Wein und Brot! Weit um mich her ist alles Freude! O freu auch, meine Seele, dich in Gottes schönem Weltgebäude! Wie reichlich segnet er auch mich! Lass dessen Lob umher erschallen, der dir so wohl tut; allen, allen so wohl tut, der so freundlich ist. Stimm ein in der Geschöpfe Chöre: Dir, Gott, sei Preis, dir Dank und Ehre, der du so mild und gnädig bist!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]20. Nach dem Gewitter
Dir, des Donners Schöpfer, dir, unserm Vater danken wir. In der Kreaturen Dank schall auch unser Lobgesang! Wie der Anger, wie das Tal, wie die Wiesenblümchen all, Strauch und Bäum so frisch und schön nach dem lieben Regen stehn! Und der Blumen Opferduft wallet lieblich durch die Luft, auf dem Plan und auf der Höh funkelt alles, was ich seh. Und der Himmel, wie so hell und so kühlend Bach und Quell! Und die Luft so rein und mild stärkt den Wandrer und das Wild. Aller Vögel Melodie, Lerchen dort und Wachtel hie, weckt im grünen Weizental nun der Sonne milder Strahl. Bienen suchen Honigseim, sumsen goldgeflügelt heim; und die Herd am stillen See weidet springend in dem Klee. In der Kreaturen Dank schall auch unser Lobgesang! Dir, des Donners Schöpfer, dir, unser Vater, danken wir.
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]21. Fürbitte des gekreuzigten Jesu für seine Feinde
Um Gnade für die Sünderwelt flehst du, mein Heil, am Kreuz gequält von frecher Sünder Rotten. Dir blutet das bedrängte Herz, wenn dich bei deinem herben Schmerz die Bösewichter spotten. Du siehst mit segenvollem Blick von ihnen weg, auf den zurück, den diese Schar in dir entehrt; rufst, dass es Erd und Himmel hört: Vergib, o Gott! Und führe nicht sie ins Gericht! Das, was sie tun, verstehn sie nicht. Erstaunend seh ich diese Huld. Wie mitleidvoll ist die Geduld, die Mörder so erträget! Ihr, die ihr euren Heiland ehrt, fühlt seiner Großmut hohen Wert und danket ihm beweget. Er hat durch segnendes Gebet auch uns ein ew’ges Heil erfleht. Auch uns sagt er zu unsrer Ruh Erbarmen und Vergebung zu. Herr Jesu Christ, Preis deinem Tod! Preis deinem Tod! Gott ist durch dich der Sünder Gott! Dass er mit Langmut und Geduld, auch selbst bei sehr gehäufter Schuld, des Bösen dennoch schonet; dass er so liebreich ihrer denkt und ihnen Frist zur Buße schenkt, eh nach Verdienst er lohnet; dass ich noch fröhlich sagen kann: Auch mich, mich Sünder nimmt Gott an: Dies Heil hat deiner Fürsprach Kraft, mein treuer Heiland, mir verschafft. O Jesu Christ, mein Herr und Gott! mein Herr und Gott! vertritt du mich bis in den Tod. Ist je mein Geist von Troste leer, wenn meiner Missetaten Heer aufs Neue mich erschrecket; o dann versichre mich aufs Neu, du stehest mir als Mittler bei, der alle Schuld bedecket. Ich blicke glaubensvoll auf dich, sei du mir nur nicht fürchterlich! Und schließt sich meine Pilgerschaft, so stärke mich mit neuer Kraft. Herr Jesu Christ! der letzte Kampf wird mir versüßt, wenn du mein Trost im Tode bist. Den sanften, liebesvollen Sinn, dass ich ein Freund der Feinde bin, flöß, Herr, in meine Seele. Gib, dass bei der Verfolgung Schmerz ich dir des Feindes hartes Herz, dir meine Not befehle. Besänftige mein wallend Blut, und flammt des Zornes wilde Glut mein Herz zur Rachbegierde an; o so erinnre mich daran, Herr Jesu Christ, wie du am Kreuz durch dein Gebet selbst deinen Mördern Gnad erfleht! Mich tröste dein Versöhnungstod! Es bilde mich dein Geist, mein Gott, dass ich dir ähnlich werde. O zeuch mich, du erhöhter Held, zu dir hinauf vom Dienst der Welt, zum Himmel von der Erde! Du bist der Deinen Schutzpanier. Zeuch dir uns nach, so laufen wir; so wollen wir uns deiner Pein und deiner Fürsprach ewig freun. Herr Jesu Christ! Wie selig ist, wie selig ist der Mensch, dem du sein Heiland bist!
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]22. Empfindung eines Bußfertigen
Ach, wie viel Böses wohnt in mir! Wer zählt’s, wie oft ich fehle? Ich fühl es, Herr, und klag es dir: O bessre meine Seele! Ich wandle ganz der Sünden Bahn und bin zum Guten träge; Herr, nimm dich meines Elends an! Hilf mir auf deine Wege! Verkehrt und töricht ist mein Sinn, beherrscht von bösen Lüsten; o neige meine Seele hin zur Freude wahrer Christen! Mich reizt der Eitelkeiten Tand mehr als das Heil der Seelen; Herr, gib mir Weisheit und Verstand, das beste Teil zu wählen! Mein Gott, mein Gott, gedenke nicht der Sünden meiner Jugend! Erinnre mich an meine Pflicht und gib mir Kraft zur Tugend! Hilf, o mein Heiland, hilf, dass ich nicht unbegnadigt sterbe; dass ich, geheiliget durch dich, einst deinen Himmel erbe!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]23. Lobgesang auf den Tod Jesu
Halleluja! Auf Golgatha stirbt als ein Missetäter Jesus, der Gerechte stirbt für uns Übertreter. Halleluja! Auf Golgatha seh ich am Kreuz ihn hängen. Seht, wie da sich Ströme Bluts aus den Adern drängen! Halleluja! Auf Golgatha hat ihn sein Gott verlassen: Ach, wer kann die ganze Qual seiner Seele fassen. Halleluja! Auf Golgatha lässt sich der Himmel nieder; aller Engel Loblied singt dem Erwürgten Lieder. Halleluja! Auf Golgatha erwarb sein Tod uns Leben: Ewig, ewig wollen wir seinen Tod erheben.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]24. Bitte um Beistand des Heiligen Geistes
Komm, o Geist, von Gott gegeben, heilige und bessre mich! Weise, fromm und gut zu leben, dies vermag ich nur durch dich. Mache täglich Ernst und Treu, mich zu bessern, in mir neu! Fern vom Ziel, wornach ich ringe, ruf ich: Lindre mir die Last, dass ich jenes Werk vollbringe, das du angefangen hast. Fühl ich deine Kraft nicht mehr, dann wird mir die Last zu schwer. Ach, ich irr in Finsternissen, Geist der Wahrheit, ohne dich; von Begierden hingerissen täuscht die trunkne Seele sich, sucht die Ruh und findet sie in der Erde Gütern nie. Hilf mir nach dem Himmel streben, der den Lohn mir aufbehält; Gott und Jesu lass mich leben, nicht den Lüsten dieser Welt; lehre mich, von Sünden rein, heilig wie mein Gott zu sein. Leite du mich auf dem Pfade deines Lichts zum Leben hin, und mich stärke deine Gnade, wenn ich schwach und mutlos bin; dass ich näher jeden Tag meinem Kleinod kommen mag. Gib zu jedem guten Werke meiner Seele Kraft und Lust, und im Kampfe flöße Stärke mir in meine schwache Brust; gib mir Trost in jeder Not: Hilf mir treu sein bis in Tod! Sei mein Beistand, wenn ich sterbe; zeige meinem Geist von fern das mir aufbehaltne Erbe in der Herrlichkeit des Herrn! Dann, gestärkt durch deine Kraft, end ich froh die Pilgerschaft.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]25. Vorzüge des Menschen
Ihn preist die Sonn am hohen Himmel und ihn verkündigt jeder Stern; doch unbeseelt sind Sonn und Sterne, sie kennen nicht der Welten Herrn. Im Luftmeer fleugt der Vögel König zur Sonne hin und trinkt ihr Licht; doch er kennt nicht der Sonne Schöpfer, kennt seines Auges Schöpfer nicht. Empor zum Frühlingshimmel schallet der frühen Lerche Lobgesang; doch ist ihr Lied im Morgenschimmer ein süß Gefühl nur und kein Dank. In Gottes Wohlgefallen hauchen die Blumen ihren Balsamduft, sie trinken ohne Dank vom Regen und bitten nicht um Tau noch Luft. In seinem Wohlgefallen weidet das frohe Lamm am Berg herab: Es kennt die Süßigkeit der Blumen; es kennet den nicht, der sie gab. Ich aber kenne dich, ich schaue in jedem deiner Werke dich. Gott, deiner freut sich meine Seele, und meines Daseins freu ich mich.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]26. Das Reich Jesu
Dir, o du Herrscher, Jesu Christ, der du der Welten Schöpfer bist, ist alles untertänig. Doch wer sah deine Majestät, als dich dein arges Volk verschmäht? Wer ehrte dich als König? Du hast dich deiner Herrlichkeit entäußert eine kurze Zeit, wardst Menschen untertänig. Geschlagen wardst du und verhöhnt, verspeiet und zum Spott gekrönt; und doch warst du ein König. Von Ewigkeit warst du bestimmt, dein Reich, das nie ein Ende nimmt, auf Erden auszubreiten. Dich hat dein Gott zum Herrn erhöht; dein Reich, o Göttlicher, besteht durch alle Ewigkeiten! Wie groß, wie angebetet ist dein Nam, o Herrscher, Jesu Christ, dich rühmen alle Zungen. O wie weit herrlicher wird einst, wenn du zum Weltgericht erscheinst, dein hohes Reich besungen! Vom Aufgang bis zum Niedergang erschallt dir dann der Lobgesang des Himmels und der Erde. Wie freu ich mich auf dieses Glück! O wär er da, der Augenblick, da ich dich schauen werde!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]27. Danklied
Preis sei dem Vater! Ehre sei dem Sohne! denn seine Gnad und Wahrheit währet ewig. Lasst uns mit Danken vor sein Antlitz kommen und vor ihm jauchzen. Gott ist die Liebe! Rühmt’s, ihr Übertreter! Gott ist die Liebe! Rühmt’s, ihr seine Kinder! Ihn, der von Ewigkeit uns schon geliebt hat, ihn lasst uns lieben! Zwar kann der Mensch nicht würdig ihn erheben; doch merkt Gott hoch herab von seinem Himmel auf unsern Dank und stärket unsre Seele, wenn wir ihm danken. Singt Jesu Christo Preis und Dank und Ehre. Er kam zur Erde, Sünd und Tod zu tilgen und durch sein Opfer Heiligkeit und Leben wiederzubringen. Schon hier auf Erden quillt aus seiner Gnade uns Freud und Leben; größre Seligkeiten sind denen, die ihn lieben, einst bereitet vor seinem Throne. Auf, lass uns unsers Gottes ewig freuen! O welche Seligkeit ist’s, sein sich freuen, ihm ganz sich heiligen und ganz ihm leben und einst ihm sterben!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]28. Ermunterung zur Gelassenheit
Herr, es gescheh dein Wille! Gern duld ich jeden Schmerz. Nur gib mir Ruh und Stille und Freudigkeit ins Herz! Lass mich, wenn mir Versuchung droht, wie du so willig leiden, so treu sein bis in Tod! Der Martern jede schwebte vor deinem Angesicht, doch deine Seele bebte vor ihrem Anblick nicht. Voll Freudigkeit und Geistesruh erhebst du dich vom Staube und eilst den Feinden zu. Dich schreckte das Getümmel der Mörderwaffen nicht. In deinem Geist war Himmel und Mut im Angesicht. Schon stürzt auf dich der Feinde Schar, doch du bietst deine Hände den Banden willig dar. O wär ich doch im Leiden wie du so sanft und still! O litt ich so mit Freuden, was Gott, mein Vater will! Ich will mit Ehrfurcht und Vertraun, Geduld von dir zu lernen, auf dich, Erlöser, schaun. Gibst du mir deinen Frieden, so schreckt mich keine Not und keine Schmach hienieden; wär’s auch der Martertod. Durch dich, Herr, überwind ich weit, denn deine Gnade tröstet mit Ruh und Seligkeit.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]29. Jesus in Gethsemane
Schau hin! Dort in Gethsemane klagt, trauert, bebt der Heiligste und ringt mit Todesqual. O sieh ihn weinen, beten, knien: herb ist der Kelch: doch trinkt er ihn. Schau hin! wenn einst das Grab dich schreckt und kalter Schweiß die Stirn bedeckt: sein Trauren, seine Qual, sein Flehn, sein Ringen mit dem Tod versüß dir deine letzte Not.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ITA Italian (Italiano) (Marco Crosetto) , "Gesù nel Getsemani", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
30. Die Sonne
Gottes Güte, Gottes Macht predigt mir der Sonne Pracht, zeigt mir allerwegen ihres Schöpfers Segen. Zeigt mir den auf Berg und Tal, der zu leuchten ihr befahl, dass bekannt der Erde seine Güte werde. Und voll Inbrunst wird mein Herz, fröhlich blick ich himmelwärts, an den blauen Höhen ihre Bahn zu sehen. Dann empfind ich hohen Mut, denn ihr Schöpfer hat es gut, gut mit mir gemeinet, weil sie mir auch scheinet. Darum eil ich sorgenleer zu der Arbeit; ist sie schwer, ist sie reich an Plagen, Hoffnung lehrt sie tragen. Der, als er in ihrer Pracht Sonnen schuf, an mich gedacht und mein Wohl ermessen, wird mich nie vergessen.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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