by Nikolaus Dietrich Giseke (1724 - 1765)
Die Küsse
Language: German (Deutsch)
Dass ich bei meiner Lust durch keinen Zwang mich quäle und meine Küsse niemals zähle, das straft Philet, der schon zu alt zum Küssen ist. „Die Alten“, lehrt er mich, „die pflegten auch zu küssen; allein, nicht aufzuhören wissen, allein, so viel wie du zu küssen, das Laster war noch nicht bei ihnen eingerissen; ich habe selbst weit sparsamer geküsst.“ So soll ich denn, wenn ich, Neära, dich umfange und trunken von der Lust an deinem Halse hange, wenn mein entzückter Geist, der gern sich selbst vergisst, auf deinen Lippen stirbt, mich erst mit Zweifeln plagen, ob auch die Leute sagen, dass ich zu viel geküsst? Neära hört’s und lacht und klopft mir sanft die Wangen und gibt mir einen Kuss voll jugendlicher Glut, dergleichen Mars von Venus nicht empfangen, wenn er in ihrem Arm von Siegen ausgeruht. „Für wessen Urteil denn“, sagt sie, „scheut Thyrsis sich? In dieser Sache wider dich ist ja kein Richter als nur ich.“
Text Authorship:
- by Nikolaus Dietrich Giseke (1724 - 1765) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788), "Die Küsse", Wq 199 no. 4 (1762-1774) [ voice and piano or harpsichord or organ ], from Oden mit Melodien, no. 4 [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2022-02-23
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