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by Albrecht von Haller (1708 - 1777)

Die Tugend
Language: German (Deutsch) 
Freund, die Tugend ist kein leerer Name,
aus dem Herzen keimt der edle Same,
und ein Gott ist’s, der der Berge Spitzen
rötet mit Blitzen.

Lass den Freigeist mit dem Himmel scherzen,
falsche Lehre fließt aus bösem Herzen,
und Verachtung allzu strenger Pflichten
dient für Verrichten.

Nicht der Hochmut, nicht die Eigenliebe,
nein, vom Himmel eingepflanzte Triebe
lehren Tugend und, dass ihre Krone,
selbst sie belohne.

Ist’s Verstellung, die uns selbst bekämpfet,
die des Gähzorns Feuerströme dämpfet,
und der Liebe viel zu sanfte Flammen
zwingt zu verdammen?

Ist es Dummheit oder List des Weisen,
der die Tugend rühmet in den Eisen,
dessen Wangen mitten in dem Sterben
nie sich entfärben?

Ist es Torheit, die die Herzen bindet,
dass ein jeder sich im andern findet,
und zum Lösgeld seinem wahren Freunde
stürzt in die Feinde?

Füllt ein Herze Ehrfurcht mit Erbarmen,
das dem Unglück reicht die milden Armen,
meint mit andern und von fremden Ruten
würdigt zu bluten?

Selbst die Bosheit ungezäumter Jugend
kennt der Gottheit Bildnis in der Tugend,
hasst das Gute und muss wahre Weisen
heimlich doch preisen.

Zwar die Laster blühen und vermehren,
Geiz bringt Güter, Ehrsucht führt zu Ehren,
Bosheit herrschet, Schmeichler betteln Gnaden,
Tugenden schaden.

Doch der Himmel hat noch seine Kinder,
Fromme leben, kennt man sie schon minder,
Gold und Perlen findt man bei den Mohren,
Weise bei Toren.

Aus der Tugend fließt der wahre Friede,
Wollust ekelt, Reichtum macht uns müde,
Kronen drücken, Ehre bleibt nicht immer,
Tugend fehlt nimmer.

Drum, o Damon, geht’s mir nicht nach Willen,
so will ich mich ganz in mich verhüllen.
Einen Weisen kleidet Leid wie Freude;
Tugend ziert beide.

Zwar der Weise wählt nicht sein Geschicke,
doch er wendet Elend selbst zum Glücke.
Fällt der Himmel, er kann Weise decken,
aber nicht erschrecken.

Text Authorship:

  • by Albrecht von Haller (1708 - 1777) [author's text not yet checked against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788), "Die Tugend", Wq 199 no. 18 (1762-1774) [ voice and piano or harpsichord or organ ], from Oden mit Melodien, no. 18 [sung text checked 1 time]

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website: 2022-02-24
Line count: 52
Word count: 295

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