by Otto Frommel (1871 - 1951)
Toter Herbst
Language: German (Deutsch)
Weißt du noch, wie uns das Leben gelacht, Als wir in schwüler Septembernacht In dem Weinberg uns fanden? Du in den Haaren den Weinlaubkranz, ich in den Augen der Lustnacht Glanz, wie wir uns taumelnd umwanden ? Weißt du noch ? Meine Leidenschaft steckte dich an, immer den Berghang höher hinan drängtest du abseits der Menge, bis ich am äußersten Weingutrand eine liebliche Hütte fand, eine verlockende Enge. Manchmal traf von der Winzer Chor ein verlorener Klang unser Ohr, manchmal sprühten Raketen. Sanft umwob uns mit blauseidnem Kleid thymian duftende Einsamkeit, lauliche Hauche wehten. Drunten bei schwelender Fackeln Schein mochten sie tanzen in jauchzenden Reihn, neidlos weilten wir ferne. Wir im umrankten Kämmerlein waren uns Reigen und Becher und Wein, wir im Glanze der Sterne ! Weißt du noch , wie es damals war? Wieder neigt sich herbstlich das Jahr, aber die Nebel brauen. Keine Traube glüht mehr am Hang, und wir beide schleppen uns bang durch ersterbende Auen.
Text Authorship:
- by Otto Frommel (1871 - 1951), "Toter Herbst", appears in Im farbigen Reigen, Gebrüder Paetel, first published 1909 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Evelyn Faltis (1897 - 1937), "Toter Herbst", op. 2c (Sechs Lieder) no. 6 [ voice and piano ], Leipzig: Kistner & Sigel [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2023-12-29
Line count: 30
Word count: 156