by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein
Language: German (Deutsch)
Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein, drin wandelt sich das Ewige zur Speise, und wenn der Abend kommt, so kehrt es leise zu sich zurück in einem weiten Kreise und geht voll Nachklang langsam in sich ein. Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein. Des Armen Haus ist wie des Kindes Hand. Sie nimmt nicht, was Erwachsene verlangen; nur einen Käfer mit verzierten Zangen, den runden Stein, der durch den Bach gegangen, den Sand, der rann, und Muscheln, welche klangen; sie ist wie eine Wage aufgehangen und sagt das allerleiseste Empfangen langschwankend an mit ihrer Schalen Stand. Des Armen Haus ist wie des Kindes Hand. Und wie die Erde ist des Armen Haus: Der Splitter eines künftigen Kristalles, bald licht, bald dunkel in der Flucht des Falles; arm wie die warme Armut eines Stalles, – und doch sind Abende: da ist sie alles, und alle Sterne gehen von ihr aus.
About the headline (FAQ)
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Stundenbuch, Leipzig: Insel-Verlag, 1918, page 99.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), appears in Das Stundenbuch, in 3. Das Buch von der Armut und dem Tode, no. 30 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- [ None yet in the database ]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2024-05-05
Line count: 21
Word count: 151