by Franz von Kobell (1803 - 1882)
Die drei Mädchen
Language: German (Deutsch)
Es sitzen drei Mädchen am hellen Kamin und plaudern und singen und spinnen. Da sagte die eine: „So schön wie mein' Schatz, so wird man kein' zweiten wohl finden! Mich freut es nur, dass ein Husare er ist; wie glänzet sein Auge voll Mut und voll List, und wenn er reitet, hopp, hopp, so recht in schnellem Galopp, dann lacht mir das Herz voller Freuden! Ich hab' es immer gesagt, ja sollt' ich einstens mal frei'n, dann soll es ein Soldat nur, und zwar ein Reiter sein!“ Da sagte die and're: „Ja, das ist schon wahr, doch will ich dich d'rum nicht beneiden, denn ach, dein Husare, der flucht mir zu viel, ich mag auch die Schnurrbärt' nicht leiden. Mein Ferdinand, das ist ein hochweiser Mann, er ist noch gelehrter als unser Kaplan, und wenn er dichtet so schön, ja, ja, das sollst du mal seh'n, er nennt mich sein Veilchen, sein Röschen! Ich hab' es immer gesagt, ja sollt' ich einstens mal frei'n, dann soll es ein Gelehrter, und zwar ein Dichter sein!“ Die dritte sagt gar nichts und spinnet und spinnt, ist fleißig g'rad so wie ein Bienchen, die ist noch gar jung, weiß nichts von der Lieb', es ist ein sehr niedlich Blondinchen. Jetzt reißt ihr der Faden. Wie ist mir gescheh'n? Sie bückt sich ein wenig. Was hab' ich geseh'n? Ein Brief von Rosenpapier steckt unterm Brusttuche ihr; wie kann uns der Schein doch betrügen! Was jene plaudern ganz laut, hat sie noch keinem vertraut, denn junge Liebe, die ist ja verschwiegen!
Text Authorship:
- by Franz von Kobell (1803 - 1882) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by August Schäffer (1814 - 1879), "Die drei Mädchen", op. 24, Heft 2 no. 1 [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2025-10-08
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