by Gottfried August Bürger (1747 - 1794)
Abendphantasie eines Liebenden
Language: German (Deutsch)
In weiche Ruh' hinabgesunken, Unaufgestört von Harm und Not; Vom süßen Labebecher trunken, Den ihr der Gott des Schlummers bot; Wohl eingelullt vom Abendliede Der wachen Freundin Nachtigall Schläft meines Herzens Adonide Nun ihr behäglich Schläfchen all. Wohlauf, mein liebender Gedanke, Wohlauf, zu ihrem Lager hin! Und webe gleich der Eppichranke Dich um die traute Schläferin! Geneuß der übersüßen Fülle Von aller Erdenseligkeit, Wovon zu kosten noch ihr Wille, Und ewig ach! vielleicht verbeut! - - Ahi! da hör' ich das Gesäusel Von ihrem Schlummerodem wehn; Wie Schmeichellüftchen durchs Gekräusel Des Maienlaubes leise gehn. Ahi! da hör' ich das Gestöhne, Das Wollust aus dem Busen stößt; Wie Bienensang und Schilfgetöne, Wenn Abendwind dazwischen bläst. O, wie so schön dahingegossen Umleuchtet sie des Mondes Licht! Die Blumen der Gesundheit sprossen Auf ihrem wonnigen Gesicht. Die Arme liegen ausgeschlagen, Als wollten sie mit Innigkeit Um den den Liebesknoten schlagen, Dem sie im Traume ganz sich weiht. Nun kehre wieder! Nun entwanke Dem Wonnebett! du hast genug! Sonst wirst du trunken, mein Gedanke! Sonst lähmt der Taumel deinen Flug! Du loderst auf in Durstesflammen - Ha! wirf ins Meer der Wonne dich! Schlagt, Wellen, über mich zusammen! Ich brenne! brenne! kühlet mich!
Text Authorship:
- by Gottfried August Bürger (1747 - 1794), "Abendphantasie eines Liebenden" [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Christian Agthe (1762 - 1797), "Abendphantasie eines Liebenden" [text verified 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2004-01-12
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