by Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 - 1803)
An den Mai
Language: German (Deutsch)
Holder Mai, die Lämmer springen, Holder, du bist hier! Bäche murmeln, Vögel singen, Bienen summen dir! Aber, o du Wonnebringer, Dir klag' ich mein Leid: Mich, den armen Freudensinger, Mordet Traurigkeit! Hier auf diesem stillen Hügel, Der so friedlich grünt, Hier am Bache, der zum Spiegel Schäferinnen dient, Hier, gewiegt in süßen Schlummer, Hab' ich ausgeruht, Aber dieser schwarze Kummer, Der so weh mir thut, Der mir meine Freude tödtet, Keiner Sonne lacht, Die der Berge Spitze röthet, Ist mit mir erwacht! Athamas, der Ungetreue, Thut die Freud' in Bann, Lästert, spricht, wenn ich mich freue: "Seht nur, welch ein Mann!" Holder Mai, wenn Gottes Sonne Morgenröthe strahlt, Wonne strömt, und diese Wonne Meine Fluren mahlt; Wenn ich, tiefer dich zu fühlen, Früh zu Felde geh', Und in ihrer Unschuld spielen Meine Lämmre seh: Wenn ich seh' die Liebe scherzen, Und empfinde Haß: Dann so lösch' aus meinem Herzen Diesen Athamas!
Confirmed with J. W. L. Gleim's sämmtliche Werke, zweiter Band, ed. by Wilhelm Körte, Halberstadt: Büreau für Literatur und Kunst, 1811, pages 117 - 119. Appears in Lieder.
Authorship:
- by Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 - 1803), "An den Mai", written 1776, appears in Gedichte, in Lieder [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Christian Agthe (1762 - 1797), "An den Mai" [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2021-06-14
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