by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857)
Der Unverbesserliche
Language: German (Deutsch)
Ihr habt den Vogel gefangen, Der war so frank und frei, Nun ist ihm 's Fliegen vergangen, Der Sommer ist lange vorbei. Es liegen wohl Federn neben Und unter und über mir, Sie können mich alle nicht heben Aus diesem Meer von Papier. Papier! wie hör ich dich schreien, Da alles die Federn schwenkt In langen, emsigen Reihen - So wird der Staat nun gelenkt. Mein Fenster am Pulte steht offen, Der Sonnenschein schweift übers Dach, Da wird so uraltes Hoffen Und Wünschen im Herzen wach. Die lustigen Kameraden, Lerchen, Quellen und Wald, Sie rauschen schon wieder und laden: Geselle, kommst du nicht bald? Und wie ich durch die Gardinen Hinaussah in keckem Mut, Da hört ich lachen im Grünen, Ich kannte das Stimmlein recht gut. Und wie ich hinaustrat zur Schwelle, Da blühten die Bäume schon all Und Liebchen, so frühlingshelle, Saß drunter beim Vogelschall. Und eh wir uns beide besannen, Da wiehert' das Flügelroß - Wir flogen selbander von dannen, Daß es unten die Schreiber verdroß.
Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857), "Der Unverbesserliche", appears in Gedichte, in 2. Sängerleben [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Vesque von Püttlingen (1803 - 1883), "Der Unverbesserliche", 1855 [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2004-04-02
Line count: 32
Word count: 168