by Christian Morgenstern (1871 - 1914)
Nachtwind
Language: German (Deutsch)
Wenn der Abend düster dunkelt und der Nachtwind sich erhebt, nur die Lampe bei dir funkelt, einzig Licht, das um dich lebt; - denn die Sterne sind verhangen, und die Hütten schlafen schon, - fühlst du mit verhaltnem Bangen dunkler Mächte dunkles Drohn. Und Du schiebst das Buch zurücke, weichend aus gewohnter Spur, suchst geschloßnen Augs die Brücke zur dich rufenden Natur. Wie's aus schwarzen Tiefen brauset, seufzend schwillt und wieder fällt; wie's dann wieder lange pauset und der Bach sich schadlos hält! Plötzlich stößt der Sturm den Flügel deines Fensters zürnend zu, - trotzig schließest du den Bügel; draußen herrscht erschrockne Ruh. Und dann schüttelst du mit einem dich des Schauders wieder frei, wendest wieder dich zu Deinem, und der Zauber ist vorbei.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Nachtwind", appears in Ein Sommer, Verse [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Martin Seith-Böhm (b. 1958), "Nachtwind" [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2004-12-01
Line count: 24
Word count: 121