by Christoph August Tiedge (1752 - 1841)
Die Quelle
Language: German (Deutsch)
Du liebliche Quelle, du wandelst dahin In duftigen Schattengeweben, Und weckest den sanften, melodischen Sinn In meinem umnachteten Leben. Wie krachend auch durch den vernichteten Wald Der rasende Donnersturm wüthe: Du wandelst, von ruhigen Tönen umhallt Beweht von der rosigen Blüthe. Ich trat aus des Lebens Vernichtung hervor In deine geheiligten Schauer: Da schwang das Gemüth sich begeistert empor Aus Nächten der dunkleren Trauer. Und drunten verhallte der kleinliche Laut Der Erd', im Gewölke verborgen. Den Sohn der Begeistrung, mit Göttern vertraut, Erreichen nicht irdische Sorgen. Du ließest auf deiner umdämmerten Bahn Das Leben im Bilde mich sehen. Ein Wellenspiel ist es, ein ewiges Nahn, Und Fernen, und Kommen, und Gehen. Und ob auch der Schatten des Ufers hinein In deine Verklärungen falle : So trägst du die Bläue des Himmels doch rein Im tönenden, lichten Krystalle. Dir gleiche, von Geniusblitzen erhellt, Der Zögling der heiligen Musen! Sein hoher Beruf ist: er trägt für die Welt Den Himmel im tönendes Busen! Es schattet die Welt sich nur leis in ihm ab ; Er giebt sie verherrlicht ihr wieder: So wandelt er selig das Leben hinab, Im Nachhall unsterblicher Lieder.
Authorship:
- by Christoph August Tiedge (1752 - 1841), "Die Quelle", appears in Elegien und vermischte Gedichte, in Elegische Gedichte [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Friedrich Adrian Götzloff (d. 1836), "Die Quelle", c1806. [ sung text not verified ]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2010-04-30
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