by Friedrich Heinrich Karl, Freiherr de La Motte-Fouqué (1777 - 1843)
Was leuchtet vom Antoni‑Kloster dort
Language: German (Deutsch)
Available translation(s): ENG
Was leuchtet vom Antoni-Kloster dort Spät durch das Nachtgrau auf den Fluß herab, Daß wie ein hoffend Sternlein Es von der Wellenfläche strahlt zurück?-- Das ist die Lampe, die am Hochaltar Vor'm Bild der Mutter Gottes brennt. Von allen ihren Bildern weit und breit Ist wohl das allerschönste dieses Bild: So fromm und freudig, so voll Würd' und Demuth, Magdlich und königlich Schaut von der Kirchwand unsre liebe Frau, Und schon der Locken Gold wird ihr zur Glorie.-- Was wankt dort für ein Schatten um das Licht, Bald eifrig, scheint es, hin und her bemüht, Bald wieder still?-- Das ist der junge fromme Sacristan,-- Albinus, heißt er, mit dem Klosternahmen,-- Der kennt sich keine bessre Freud' und Lust Auf dieser Welt, als uns'rer lieben Frau'n Vor diesem Bild zu dienen. Bald räuchert er vom köstlichen Gedüft, Wie's nur das Land Arabia senden kann,-- Denn reichen Stamm's ist er, und war vor dem Ein hoher Rittersmann, bis ihn allhier Dieß Bildniß abgerufen Vom Waffendienste zum Maria-Dienst,-- Bald flicht er Blumen, die er selbst erzog, In blüh'nde Kränz', und hängt sie um das Bild, Bald wieder ordnet er in Sträuße sie, Stellt sie in zieren Krüglein vor die Herrinn. Dann sinkt er staunend In seine Knie, und starrt zu ihr hinauf, Und athmet Himmelsluft aus ihrem Lächeln. Oftmahlen strömet auch ein feyernd Lied Ihm von den Lippen, denn der heitern Gabe Des Sanges und der Dichtkunst wohl vertraut, Bringt er der Herrinn freudig Zum Opfer dar, was Gott ihm keimen läßt Im Geistesgarten;-- horch' da hebt er an: "Bey stillen Lampenscheinen Zu dienen Der Einen und der Reinen, Zu weinen Nach ihren sel'gen Mienen, In Hoffen süß erbangend, Das ist mein Lebenslauf, So zieht mich's, lind umfangend, Sacht, sacht zum Himmel auf." Nun kniet er wieder schweigend im Gebeth. So geht's die ganze Nacht.-- Und tritt er dann frühmorgens aus dem Thor, Die Wangen bleich, die holden Augen trübe, Da spricht ihn wohl ein Klosterbruder an:-- Denn allzumahl sind sie ihm herzlich gut-- "O mein Albine, hast Du wiederum Die ganze Nacht in Dienst und Fleh'n verlebt? Du wirst dich uns noch tödten." Jedoch der Sacristan, -- und Lebenslicht Schießt neu erquickt aus hellen Augen ihm-- Der Sacristan hebt beyde Händ' empor, Und kehrt sich nach dem heil'gen Dom zurück, Und ruft: "Was ist ein Leben, Wenn nicht ein Sterben in der heiligen Gluth!"
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Confirmed with Gedichte von Fridr. Baron de la Motte-Fouqué, Dritter Theil, Neueste Auflage, Wien: Bey B. Ph. Bauer, 1819, pages 178-180. Note: part 1 of 9 parts.
Authorship:
- by Friedrich Heinrich Karl, Freiherr de La Motte-Fouqué (1777 - 1843), no title, appears in Die Hülfe der heiligen Jungfrau. (Nach einer alten Legende.), no. 1 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by James Martin Simon (1880 - 1944), "Der heiligen Jungfrau", op. 25 no. 1 [ voice, piano ], setting begins "Bey stillen Lampenscheinen" [sung text not yet checked]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "To the Holy Virgin", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
This text was added to the website: 2015-12-08
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