by Johann Timotheus Hermes (1738 - 1821)
An den Mond
Language: German (Deutsch)
Ich seh durch Tränenbäche Dich Mond, du Bild der Ruh! Auf diese Meeresfläche blickt Niemand hin als du! In dieser ernsten Stille sei dir, du Gott der Nacht, der tiefsten Wehmuth Fülle Zum Opfer dargebracht. Oft tanzt ich, frei von Kummer, in deinem schönen Licht, oft winkte mir zum Schlummer dein lächelndes Gesicht. Und jetzt hass ich die Freude, und flieh vor Angst die Ruh: und du siehst meinem Leide vielleicht mit Mitleid zu! Von Menschen ausgestoßen, komm ich verscheucht zu dir: sieh Tränen! o sie flossen noch nie so hell als hier! nie glückt es meinem Herzen still wie die Nacht zu sein; nie bracht die Nacht die Schmerzen so tief zur Seele ein. Du Zeuge meiner Qualen, kannst du vorübergehn? Ach, laß in deinen Strahlen mich eine Rettung sehn! O Mond, wenn auf dem Meere, das oft dein Blick durchlief, ein Freund, ein Retter wäre: so zeig ihm doch mein Schiff!
Confirmed with Robert Prutz, Menschen und Bücher. Biographische Beiträge zur deutschen Literatur- und Sittengeschichte des achtzehnten Jahrhunderts, Leipzig, Franz Wagner, 1862, pages 115-116.
Text Authorship:
- by Johann Timotheus Hermes (1738 - 1821), "An den Mond" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Franz Anton Hoffmeister (1754 - 1812), "An den Mond" [text not verified]
- by Johann Xaver Sterkel (1750 - 1817), "An den Mond" [text not verified]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2016-05-01
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