by Wilhelm Ritter von Hertz, Dr. (1835 - 1902)
Ratbod, der Friese
Language: German (Deutsch)
Seht ihr, wie aus allen Gassen sich des Volkes Ströme gießen? Ratbod wird getauft im Dome, der gewaltigste der Friesen. Schon ist aus dem Land der Franken eine heil'ge Schaar gekommen, Weihrauch qualmt und Flöten stimmen leise zum Gesang der Frommen. Grüßend nicken heil'ge Banner aus dem Chor der Ministranten, Und der Bischof tritt zum Helden mit dem Kreuze hoch in Handen. "Wohl dir, daß vom Reich des Bösen du dich reuig losgerissen, Daß du nicht wie deine Väter wandelst noch in Finsternissen! Ihre Seele gieng zur Hölle, deine soll sich Gott gesellen, Wo die Bäche ew'ger Gnade um den Thron der Heil'gen quellen." Doch der Herzog ruft ergrimmend: "Nur zu weiberweichen Betern Kann mich euer Heiland senden? Nicht zu meinen tapfern Vätern? Laßt mich hin! Was wollt ihr sprechen, wenn die Helden nach mir fragen? Treulich will ich mich mit ihnen durch die ganze Hölle schlagen. Eure Psalmensinger neid' ich nicht in ihren Paradiesen!" Ratbod sprach's und schritt von dannen, der gewaltigste der Friesen.
Text Authorship:
- by Wilhelm Ritter von Hertz, Dr. (1835 - 1902), "Ratbod der Friese" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by August Reuss (1871 - 1935), "Ratbod, der Friese", op. 15. [baritone and orchestra] [text not verified]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2012-07-03
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