by Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781)
Die Ente
Language: German (Deutsch)
Ente, wahres Bild von mir, Wahres Bild von meinen Brüdern! Ente, jetzo schenk ich dir Auch ein Lied von meinen Liedern. Oft und oft muß dich der Neid Zechend auf dem Teiche sehen. Oft sieht er aus Trunkenheit Taumelnd dich in Pfützen gehen Auch ein Tier - - o das ist viel! Hält den Satz für wahr und süße, Daß, wer glücklich leben will, Fein das Trinken lieben müsse. Ente, ists nicht die Natur, Die dich stets zum Teiche treibet? Ja, sie ists; drum folg ihr nur. Trinke, bis nichts übrig bleibet. Ja, du trinkst und singst dazu. Neider nennen es zwar Schnadern; Aber, Ente, ich und du Wollen nicht um Worte hadern. Wem mein Singen nicht gefällt, Mag es immer Schnadern nennen. Will uns nur die neidsche Welt Als versuchte Trinker kennen. Aber, wie bedaur ich dich, Daß du nur musst Wasser trinken. Und wie glücklich schätz ich mich, Wenn mir Weine dafür winken. Armes Tier, ergib dich drein. Laß dich nicht den Neid verführen. Denn des Weins Gebrauch allein Unterscheidet uns von Tieren. In der Welt muß Ordnung sein. Menschen sind von edlern Gaben. Du trinkst Wasser, und ich Wein: So will es die Ordnung haben.
Authorship:
- by Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781), "Die Ente", appears in Lieder [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Heinrich Graun (1704 - 1759), "Die Ente" [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
This text was added to the website: 2007-11-19
Line count: 36
Word count: 198