by Karl Heinrich Gottfried Witte (1767 - 1845)
Der Sommerabend in der Schweiz
Language: German (Deutsch)
Hier auf diesem Blumenhügel Lächelt still das Mondenlicht, Und des lauen Abends Flügel Lispelt sanft wie Lina spricht. Was sind alle Fürstenzimmer Gegen diesen Silberschimmer, Gegen dieses Sterngeflimmer An des blauen Himmels Saal? Laß an deiner Brust mich immer Ruhen, heilige Natur! Deine Freuden welken nimmer, Ihre Schönheit neu't sich nur. Wann ich auf die Blumenaue, Kühlgehaucht vom Perlenthaue, Von dem Bach durchrieselt, schaue: Fühl' ich deine Gottheit tief. Wie in jener Kluft die Quelle Schäumend sich ins Thal ergießt! -- Wie der Mond mit ihrer Welle Liebend in die Tiefe fließt! -- Nein! dies selbstvergeß'ne Lauschen Auf ihr donnergleiches Rauschen, Nein! ich möcht' es nicht vertauschen Gegen Gold und Purpur nicht. Auf dem überschneiten Gipfel Stirbt der fernen Sonne Schein; Durch die Blüthen dieser Wipfel Schleicht sich Luna freundlich ein. Bei der heissen Mittagsschwüle Harrt' ich schon der Labekühle, Die mit dankendem Gefühle Jetzt mein Busen in sich zieht. Ha! es rauscht wie leise Tritte, Lina, Lina! das bist du! -- Westen wehen meine Bitte Deinem weichen Herzen zu. Komm' in meinen Arm, du Liebe! Helle meines Blickes Trübe! So ein Abend, und die Liebe, Lina, ist Elysium!
Confirmed with Wiesenblumen aus der Schweiz, Italien, und Deutschland: gepflückt von Karl Witte, Halle: in Hendels Verlag, 1806, pages 20 - 22.
Authorship:
- by Karl Heinrich Gottfried Witte (1767 - 1845), "Der Sommerabend in der Schweiz" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Ferdinand Ries (1784 - 1838), "Der Sommerabend in der Schweiz", op. 154 no. 1, published 1829/30 [ sung text not yet checked against a primary source]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2019-04-23
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