by Robert Reinick (1805 - 1852)
Lob des Seeweins
Language: German (Deutsch)
Was soll den wackern Zecher laben nach Tagesmüh zu neuem Mut? Von allen edlen Himmelsgaben bleibt stets der Wein das höchste Gut. Das Bier wird schlimm und immer schlimmer, für Grog sagt man dem Teufel Dank, der Punsch ist für die Frauenzimmer, der Wein, das ist der Männer Trank. Den Wein der alten Schwabengaue, den Seewein trinkt ein rechter Mann; vor Zeiten liebte man das Rauhe und lachte kühn ob Acht und Bann! Was tranken wohl die alten Schwyzer, als Sempachs Schlacht so heiß begann? Sie tranken keinen süßen Spritzer, sie tranken Seewein wie ein Mann. Der Rheinwein hat zwar Goldjuwelen, doch quillt dabei manch falsche Perl, auch rinnt er nur in reiche Kehlen, den Seewein trinkt ein rechter Kerl. Ein Bischof hat den Wein der Franken gesetzt zu einem Liebesmahl; er ist das Labsal aller Kranken, ist Medizin im Hospital. Nur zarten Seelchen dünket sauer, was tief im Seewein gärt und schafft, und dessen Herz hat keine Dauer, der nicht verträgt solch herbe Kraft. Drum hebt die Becher, lasst sie klirren, stoßet an, stoßet dreimal an, nach Cyprer mag mein Täubchen girren, doch Seewein trinkt ein braver Mann!
Text Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901), "Lob des Seeweins", op. 74 no. 5 (1873), published 1874 [ TTBB quartet ], from In der Zechstube. Fünf heitere Gesänge für 4 Männerstimmen, no. 5, Leipzig, Siegel [sung text checked 1 time]
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