by Heinrich Heine (1797 - 1856)
Es saß ein brauner Wanzerich
Language: German (Deutsch)
Es saß ein brauner Wanzerich Auf einem Pfennig und spreizte sich Wie ein Rentier, und sprach: «Wer Geld hat, Auch Ehr und Ansehn in der Welt hat. Wer Geld hat, ist auch lieblich und schön Es kann kein Weib ihm widerstehn; Die Weiber erbleichen schon und zittern, Sobald sie meinen Odem wittern. Ich habe manche Sommernacht Im Bett der Königin zugebracht; Sie wälzte sich auf ihren Matratzen, Und mußte sich beständig kratzen.» Ein lustiger Zeisig, welcher gehört Die prahlenden Worte, war drob empört; Im heiteren Unmut sein Schnäbelein schliff er, Und auf das Insekt ein Spottlied pfiff er. Gemein und schmutzig, der Wanzerich, Wie Wanzen pflegen, rächte er sich: Er sagte, daß ihm der Zeisig grollte, Weil er kein Geld ihm borgen wollte. * Und die Moral? Der Fabulist Verschweigt sie heute mit klugem Zagen, Denn mächtig verbündet in unseren Tagen Das reiche Ungeziefer ist. Es sitzt mit dem Geldsack unter dem Arsch Und trommelt siegreich den Dessauer Marsch.
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Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Nachgelesene Gedichte 1845-1856, in 11. Der Wanzerich, no. 1 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Reiner Bredemeyer (1929 - 1995), "Es saß ein brauner Wanzerich", 1972, published 1976 [voice (speaker) and guitar with other instruments ad libitum], from Heine-Lieder: 15 Lieder, no. 10. [text not verified]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2008-05-19
Line count: 27
Word count: 159