by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Verweilung, auch am Vertrautesten nicht
Language: German (Deutsch)
Verweilung, auch am Vertrautesten nicht, ist uns gegeben; aus den erfüllten Bildern stürzt der Geist zu plötzlich zu füllenden; Seeen sind erst im Ewigen. Hier ist Fallen das Tüchtigste. Aus dem gekonnten Gefühl überfallen hinab ins geahndete, weiter. Dir, du Herrlicher, war, dir war, du Beschwörer, ein ganzes Leben das dringende Bild, wenn du es aussprachst, die Zeile schloß sich wie Schicksal, ein Tod war selbst in der lindesten, und du betratest ihn; aber der vorgehende Gott führte dich drüben hervor. O du wandelnder Geist, du wandelndster! Wie sie doch alle wohnen im warmen Gedicht, häuslich, und lang bleiben im schmalen Vergleich. Teilnehmende. Du nur ziehst wie der Mond. Und unten hellt und verdunkelt deine nächtliche sich, die heilig erschrockene Landschaft, die du in Abschieden fühlst. Keiner gab sie erhabener hin, gab sie ans Ganze heiler zurück, unbedürftiger. So auch spieltest du heilig durch nicht mehr gerechnete Jahre mit dem unendlichen Glück, als wär es nicht innen, läge keinem gehörend im sanften Rasen der Erde umher, von göttlichen Kindern verlassen. Ach, was die Höchsten begehren, du legtest es wunschlos Baustein auf Baustein: es stand. Doch selber sein Umsturz irrte dich nicht. Was, da ein solcher, Ewiger, war, mißtraun wir immer dem Irdischen noch? Statt am Vorläufigen ernst die Gefühle zu lernen für welche Neigung, künftig im Raum?
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Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "An Hölderlin", written 1914, appears in Die Gedichte 1910-1922 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Michael Jarrell (b. 1958), "Aber der Wissende...", published 1981, copyright © 1981 [ mezzo-soprano and marimba ], Paris : H. Lemoine [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
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