by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Wüsste ich für wen ich spiele, ach!
Language: German (Deutsch)
Wüsste ich für wen ich spiele, ach! immer könnt ich rauschen wie der Bach. Ahnte ich, ob tote Kinder gern tönen hören meinen innern Stern; ob die Mädchen, die vergangen sind, lauschend wehn um mich im Abendwind. Ob ich einem, welcher zornig war, leise streife durch das Totenhaar... Denn was wär Musik, wenn sie nicht ging weit hinüber über jedes Ding. Sie, gewiss, die weht, sie weiss es nicht, wo uns die Verwandlung unterbricht. Dass uns Freunde hören, ist wohl gut –, aber sie sind nicht so ausgeruht wie die Andern, die man nicht mehr sieht: tiefer fühlen sie ein Lebens-Lied, weil sie wehen unter dem, was weht, und vergehen, wenn der Ton vergeht.
About the headline (FAQ)
Confirmed with Rüdiger Sünner, Engel über Europa: Rilke als Gottsucher, Europa Verlag, 2018
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Musik", written 1924 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Heinrich Gattermeyer (1923 - 2018), "Wüßte ich für wen ich spiele", subtitle: "Kanon" [ voice and instrumental ensemble ] [sung text not yet checked]
- by Tom Lane , "Musik", 2013 [ voice and piano ], from Drei Rilke Lieder, no. 2 [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-11-15
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