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by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)

Feigenbaum, seit wie lange schon ists...
Language: German (Deutsch) 
Feigenbaum, seit wie lange schon ists mir bedeutend,
wie du die Blüte beinah ganz überschlägst
und hinein in die zeitig entschlossene Frucht,
ungerühmt, drängst dein reines Geheimnis.
Wie der Fontäne Rohr treibt dein gebognes Gezweig
abwärts den Saft und hinan: und er springt aus dem Schlaf,
fast nicht erwachend, ins Glück seiner süßesten Leistung.
Sieh: wie der Gott in den Schwan.
...... Wir aber verweilen,
ach, uns rühmt es zu blühn, und ins verspätete Innre
unserer endlichen Frucht gehn wir verraten hinein.
Wenigen steigt so stark der Andrang des Handelns,
daß sie schon anstehn und glühn in der Fülle des Herzens,
wenn die Verführung zum Blühn wie gelinderte Nachtluft
ihnen die Jugend des Munds, ihnen die Lider berührt:
Helden vielleicht und den frühe Hinüberbestimmten,
denen der gärtnernde Tod anders die Adern verbiegt.
Diese stürzen dahin: dem eigenen Lächeln
sind sie voran, wie das Rossegespann in den milden
muldigen Bildern von Karnak dem siegenden König.

Wunderlich nah ist der Held doch den jugendlich Toten. Dauern
ficht ihn nicht an. Sein Aufgang ist Dasein; beständig
nimmt er sich fort und tritt ins veränderte Sternbild
seiner steten Gefahr. Dort fänden ihn wenige. Aber,
das uns finster verschweigt, das plötzlich begeisterte Schicksal
singt ihn hinein in den Sturm seiner aufrauschenden Welt.
Hör ich doch keinen wie ihn. Auf einmal durchgeht mich
mit der strömenden Luft sein verdunkelter Ton.

Dann, wie verbärg ich mich gern vor der Sehnsucht: O wär ich,
wär ich ein Knabe und dürft es noch werden und säße
in die künftigen Arme gestützt und läse von Simson,
wie seine Mutter erst nichts und dann alles gebar.

War er nicht Held schon in dir, o Mutter, begann nicht
dort schon, in dir, seine herrische Auswahl?
Tausende brauten im Schooß und wollten er sein,
aber sieh: er ergriff und ließ aus -, wählte und konnte.
Und wenn er Säulen zerstieß, so wars, da er ausbrach
aus der Welt deines Leibs in die engere Welt, wo er weiter
wählte und konnte. O Mütter der Helden, o Ursprung
reißender Ströme! Ihr Schluchten, in die sich
hoch von dem Herzrand, klagend,
schon die Mädchen gestürzt, künftig die Opfer dem Sohn.

Denn hinstürmte der Held durch Aufenthalte der Liebe,
jeder hob ihn hinaus, jeder ihn meinende Herzschlag,
abgewendet schon, stand er am Ende der Lächeln, - anders.

M. Gaathaug sets stanza 2

About the headline (FAQ)

Confirmed with Rainer Maria Rilke, rilke.pl/duineser-elegien


Text Authorship:

  • by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die sechste Elegie", appears in Duineser Elegien, no. 6 [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Philippe Fénelon (b. 1952), "Feigenbaum", op. 69b (Dix-Huit Madrigaux) no. 11 (1995 - 1996), first performed 1996 [ 2 sopranos, countertenor, 2 tenors, bass ], Amphion, Durand, Paris [sung text not yet checked]
  • by Philippe Fénelon (b. 1952), "O Mütter der Helden", op. 69b (Dix-Huit Madrigaux) no. 12 (1995 - 1996), first performed 1996 [ bass and alto ], Amphion, Durand, Paris [sung text not yet checked]
  • by Morten Gaathaug (b. 1955), "Wunderlich nah ist der Held doch den jugendlich Toten. Dauern", op. 42 no. 3 (1992/2018), first performed 1993, stanza 2 [ mezzo-soprano, oboe, violoncello, percussion and piano ], from Elegiske fragmenter, no. 3, NB noter [sung text not yet checked]

Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]

This text was added to the website: 2023-09-06
Line count: 45
Word count: 378

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