by Heinrich Heine (1797 - 1856)
Ich habe mich mit dem Kaiser gezankt
Language: German (Deutsch)
Ich habe mich mit dem Kaiser gezankt Im Traum, im Traum versteht sich, - Im wachenden Zustand sprechen wir nicht Mit Fürsten so widersetzig. Nur träumend, im idealen Traum, Wagt ihnen der Deutsche zu sagen Die deutsche Meinung, die er so tief Im treuen Herzen getragen. Als ich erwacht' fuhr ich einem Wald Vorbey, der Anblick der Bäume, Der nackten hölzernen Wirklichkeit Verscheuchte meine Träume. Die Eichen schüttelten ernsthaft das Haupt, Die Birken und Birkenreiser Sie nickten so warnend - und ich rief: Vergieb mir, mein theurer Kaiser! Vergieb mir, o Rothbart, das rasche Wort! Ich weiß, du bist viel weiser Als ich, ich habe so wenig Geduld - Doch komme du bald, mein Kaiser! Behagt dir das Guillotiniren nicht, So bleib bey den alten Mitteln: Das Schwert für Edelleute, der Strick Für Bürger und Bauern in Kitteln. Nur manchmal wechsle ab, und laß Den Adel hängen, und köpfe Ein bischen die Bürger und Bauern, wir sind Ja alle Gottesgeschöpfe. Stell' wieder her das Halsgericht, Das peinliche Carls des fünften, Und theile wieder ein das Volk Nach Ständen, Gilden und Zünften. Das alte heilige römische Reich, Stell's wieder her, das ganze, Gieb uns den modrigsten Plunder zurück Mit allem Firlifanze. Das Mittelalter, immerhin, Das wahre, wie es gewesen, Ich will es ertragen - erlöse uns nur Von jenem Zwitterwesen, Von jenem Kamaschenritterthum, Das ekelhaft ein Gemisch ist Von gothischem Wahn und modernem Lug, Das weder Fleisch noch Fisch ist. Jag' fort das Comödiantenpack, Und schließe die Schauspielhäuser, Wo man die Vorzeit parodirt - Komme du bald, o Kaiser!
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Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), appears in Deutschland. Ein Wintermärchen, no. 17 [author's text checked 1 time against a primary source]
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
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