by Emanuel von Geibel (1815 - 1884)
Letzter Gruß
Language: German (Deutsch)
Fahr wohl, fahr wohl! Du ziehst von hinnen, Und all mein Glück zieht mit dir fort; Doch sahst du keine Träne rinnen, Und diese Lippe sprach kein Wort; Fahr wohl, fahr wohl! Du ahnest nicht Den Dorn, der mir ins Leben sticht. Ach, als in meines Herbstes Trauer Du tratest, Frühlingslicht ums Haupt, Da ging durch diese Brust ein Schauer, Die nie zu lieben mehr geglaubt; Am Wunder, das an mir geschah, Fühlt' ich, ein Engel war mir nah. Und da du meinem Spiel dich neigtest, Und forschend nach der Lieder Sinn Die junge Seele ganz mir zeigtest Und aller Himmel Tiefen drin: O wie mir da die Träne quoll, Und war doch höchster Freuden voll! Mir war's, der Mond sei aufgegangen, Mein dunkler Wandel ward voll Licht; Ich träumte hin im schönen Prangen Und dacht', ein Kind, der Zukunft nicht; Fahr wohl! -- In Wolken sinkt der Mond, Und Nacht wird's. Doch ich bin's gewohnt. Fahr wohl, Holdsel'ge, sei gesegnet, Und sei gesegnet, wem du nahst; Auch er, dem einst dein Herz begegnet, Wann du mich längst vergessen hast -- Fahr wohl, fahr wohl! Was geht's dich an, Daß ich dich nie vergessen kann?
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Letzter Gruß", appears in Neue Gedichte, in 1. Vermischte Gedichte. Erstes Buch. Lübeck und Carolath [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Friedrich (Adolf Ferdinand) von Flotow (1812 - 1883), "Letzter Gruß", published 1883 [ voice and piano ], from Vier Lieder, no. 3, Berlin, Ries & Erler [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2011-04-12
Line count: 30
Word count: 193