by Martin Drescher (1863 - 1920)
Wir sassen am Wege
Language: German (Deutsch)
Wir sassen am Wege, der Regen rann, Wir hatten kein Dach uns zu schützen. Ich blickte dich trüb und beklommen an, Du starrtest hinab in die Pfützen. Wir waren gewandert den langen Tag, Zwei Kinder der Sorge, der grauen, Wir suchten nach Obdach umsonst. Wer mag landfahrendem Volke vertrauen? Nun winkte die Stadt, schlank hoben sich Die Türme und sandten uns Grüsse, Doch mussten wir rasten, es trugen dich Nicht länger die wunden Füsse. Ich schaute dich an, ein zorniger Schmerz Begann mir die Kehle zu engen. Wer hiess dich mir folgen? Wer hiess dich dein Herz An den heimatlos Irrenden hängen? Wer hiess dich Törin um ihn, Um ihn das Haus der Deinen verlassen, Um unstät wie er durch die Welt zu ziehn, Deine Heimat der Wald und die Gassen. Dem Sohne der Not, dem Narr'n des Geschicks, Kann Frauenliebe nicht taugen. Da traf mich der Strahl eines seltsamen Blicks Aus grossen schimmernden Augen. "Ich bin ja so gern," hobst leise du an, "Mit dir ins Elend gegangen." Wir sassen am Wege, der Regen rann, Wir hielten uns schweigend umfangen.
Authorship:
- by Martin Drescher (1863 - 1920) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Hugo Wilhelm Ludwig Kaun (1863 - 1932), "Wir sassen am Wege", op. 86 (Vier Lieder) no. 4 [ voice and piano ], from Vier Lieder nach Dichtungen von Martin Drescher, no. 4, Berlin, Bote & Bock [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2011-07-06
Line count: 28
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