by Karl Busse (1872 - 1918)
Im Abendschein
Language: German (Deutsch)
Noch manchmal, wenn die roten Wogen Der letzten Abendsonne gehn, Kommt durch die Luft es hergezogen, Ein irres, krankes Liebesflehn, Hör' ich aus weichem Mädchenmunde Ein seltsam Lied, ein Lied aus Moll Hinzittern durch die Dämmerstunde, So fremd, so schluchzend, thränenvoll. Und aus der Abendnebel Rauchen Seh winkend ich in bleichem Sprühn Ein weißes kühles Händchen tauchen Und schmerzlich-große Augen glühn. Die Finger, jene schlanken, schmalen, Sie zucken wie im Fieberbrand, Ein letztes Grüßen, letztes Strahlen Aus meiner Jugend Wunderland. Noch einmal klingt es wie ein Wimmern, Das heiß aus toter Seele bricht, Noch einmal seh' ich vor mir schimmern Dein jugendschönes Angesicht. Das goldenbraune Haargeflute Umschmiegt die Stirn so wellenschwer, Und von dem dunklen Rembrandthute Grüßt matt die weiße Feder her. Dann ist's vorbei, und für Sekunden Neig' ich die stolze Stirn zur Hand Und denk' der freudejungen Stunden Im nordwindskühlen Heimatland. Das will mich beinah niederzwingen, Daß Scherben nun auch hier der Rest - Dies Blatt, es mög' dir Grüße bringen, Und mich laßt betend Lieder singen Zu meiner Liebe Totenfest.
Authorship:
- by Karl Busse (1872 - 1918), "Im Abendschein", appears in Hedwig, no. 22 [author's text checked 1 time against a primary source]
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This text was added to the website: 2011-09-11
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