Wir wuchsen in demselben Thal
Language: German (Deutsch) 
Wir wuchsen in demselben Thal,
Wir wohnten nahe Haus bei Haus,
Wir suchten uns viel tausendmal
Und fanden uns Tag ein, Tag aus. 

Gebet und Märchen, Lied und Spiel,
Das alles lernten wir vereint;
Wir lachten und wir jauchzten viel,
Und haben oft auch still geweint.

Ich wuchs zum Jüngling, du zur Maid,
Wir träumten noch denselben Traum,
Und suchten treu wie allezeit
Den Sitz am alten Lindenbaum.

Dort ruhten wir am Abend oft,
So voll, so warm, so reich die Brust! 
Wie ward geahnt, wie ward gehofft
In flüsternd liebesel'ger Lust! 

Wir wurden dennoch liebemüd',
Weit zogst du weg, weit ging ich fort:
O du verglühest tief im Süd,
Und ich vereise hoch im Nord!

Was hat gebannt uns Land von Land? --
Wir wissen's nicht und glühn vor Scham --
Du fehlest mir, ich fehle dir,
Und beide welken wir vor Gram! 

About the headline (FAQ)

Confirmed with Dichtungen eines Rheinischen Poeten, Band 1: Mein Herz ist am Rheine. Liederbuch von Wolfgang Müller von Königswinter, Vierte vermehrte und verbesserte Auflage, Leipzig, F. A. Brockhaus, 1871, p. 73.


Authorship:

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):


Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website: 2013-12-13
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