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by Franz Theodor Kugler (1808 - 1858)

Jungfrau Lorenz
Language: German (Deutsch) 
"Guten Morgen, du Sonntagsglockenschall!
Guten Morgen, ihr meine Blümlein all',
Wie tragt ihr so blendender Perlen Zier,
Wie neigt ihr euch grüssend herüber zu mir!

Ich will mir winden einen schönen Kranz,
Nicht für mein Haupt und auch nicht für den Tanz,
Für das arme leidende Gottesbild,
Dem das Blut hervor aus der Stirne quillt.

Doch die Blumen im Garten sind viel zu bunt,
Die Christusstirne, die ist ja wund,
Ich will hinab auf die Wiesengehn,
Wo stillere, kühlere Blümlein stehn.

Und drübenm da zieht sich der duftige Wald,
Wo der Amsel Flöten so lockend erschallt,
Waldblumen tragen, gar seltsamlich,
Viel heilende, lindernde Kraft in sich!

Wie ist es im Walde so heimlich und still!
Horch, horch! was der Specht nur, der klopfende, will?
Eichkätzlein, ei, wie hüpft ihr so flink!
Was schaust mich an, du listiger Fink?"

So wandelt das Mägdlein durch den Wald
Und pflückt sich Blumen gar mannichfalt,
Doch als der Kranz nun fertig ist,
Da hat sie des Weges Zeichen vermißt.

"Ach Törin ich! Und soll ich zu spät
Zur Kirche kommen und zum Gebet!"
Zur Linken eilt siem zur Rechten bald, 
Doch dichter und dichter wird immer nur der Wald!

"Ach Vaterm und rufst du dein Töchterlein,
Ich werde zu Tische nicht bei dir seinm
Ach Mutter, und sendest du Boten hinaus,
Sie werden mich finden in keinem Haus!"

Sie läßt sich nieder nach kurzer Rast,
Sie springt empor mit erneuter Hast,
Sie eilet zur Linken, zur Rechten bald,
Doch dichter und dichter wird immer nur der Wald.

Es schwinden die Stunden im flüchtigen Lauf,
Es ziehet der Abend, die Nacht herauf,
Dem Schrei der Eule lauschet ihr Ohr,
Irrlichter tanzen über dem Moor.

Da vergeht ihr der Atem, da wanket ihr Knie,
Da sinket ohnmächtig zu Boden sie:
"Und muß es hier gestorben sein,
Herr Jesu Christ, erbarm dich mein!"

Doch wie die Sinnen ihr vergehn,
Ist weiter ihr kein Leid geschehn,
Ich glaub es hat die ganze Nacht
Ein Engel über ihr gewacht.

Es kam geflogen der Morgenwind,
Ihr Schläfer allem wacht auf geschwind!
Da ward lebendig der grüne Wald,
Daß es rings her von den Zweigen schallt!

Und als das Mägdlein mir erwacht,
Was ist, das sie so freudig macht?
Ein Hirschlein sieh', das vor ihr kniet
Und schmeichelnd ihr ins Auge sieht.

"O sprich, wer dich gesendet hat, o sprich!
Und führst du mich zur Stadt?"
Sie schwingt sich raschen Muts hinauf,
Das Hirschlein schickt sich an zum Lauf,
Und noch war's eine Stunde nicht,
Da ward der finstre Wald so licht.

Und frei lag die Stadt dem Blicke davor,
Und ein ritt sie nun durchs alte Tor,
Und nun ging's die Gassen ab und auf,
Zur Kirche noch hin im schnellen Lauf.

Da schwinget sie nieder sich zur Stund,
Lobpreisend Gott mit Herz und Mund;
Und mit Blumen, die sich treu gepflückt,
Hat sie des Heilands Bild geschmückt.

Nachmals hat sie aus Dankbarkeit
Der Kirche großes Gut geweiht,
Doch von dem Hirschlein auf der Flur 
gewahrt' ich fürder keine Spur.

Text Authorship:

  • by Franz Theodor Kugler (1808 - 1858), Tangermündische Legende.  [author's text not yet checked against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Carl Loewe (1796 - 1869), "Jungfrau Lorenz", op. 33 (Legende, Heft I) no. 1, published 1834 [sung text checked 1 time]

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 74
Word count: 500

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–Emily Ezust, Founder

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