Hüll' ein mich in die grünen Decken, Mit deinem Säuseln [sing']1 mich ein, Bei guter Zeit magst du mich wecken Mit deines Tages jungem Schein! Ich hab' mich müd' in dir ergangen, Mein Aug' ist matt von deiner Pracht; Nun ist mein einziges Verlangen, Im Traum zu ruh'n, in deiner Nacht. Des [Kinderauges]2 freudig Leuchten Schon fingest du mit Blumen ein, Und wollte junger Gram es feuchten, Du scheuchtest ihn mit buntem Schein. Ob wildes Hassen, maßlos Lieben Mich zeither auch gefangen nahm: Doch immer bin ich Kind geblieben, Wenn ich zu dir in's Freie kam! Geliebte, die mit ew'ger Treue Und ew'ger Jugend mich erquickt, Du einz'ge Lust, die ohne Reue Und ohne Nachweh mich entzückt - Sollt' ich dir jemals untreu werden, Dich kalt vergessen, ohne Dank, Dann ist mein Fall genaht auf Erden, Mein Herz verdorben oder krank! O steh' mir immerdar im Rücken, [Lieg']3 ich im Feld mit meiner Zeit! Mit deinen warmen Mutterblicken Ruh' auf mir auch im schärfsten Streit! Und sollte mich [das Ende]4 finden, Schnell decke mich mit Rasen zu; O selig Sterben und Verschwinden [In deiner stillen Herbergsruh!]5
Vier Lieder für fünfstimmigen gemischten Stimme , opus 22
by Adolf Reichel (1820 - 1896)
1. Abendlied (An die Natur)  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Abendlied an die Natur", written 1846, appears in Natur
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Paul Hindemith) , "Nocturne to Nature", copyright © 2002, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
1 Keller's 1846 version and Baumgartner: "lull'"
2 Keller's 1846 version: "Kindesauges"
3 Keller's 1846 version: "Bin"
4 Keller's 1846 version and Baumgartner: "mein Stündlein"
5 Keller's 1846 version and Baumgartner: "Zu neuen Kampf nach kurzer Ruh'!"
Researcher for this page: Caroline Diehl
2. Frühlingslied  [sung text not yet checked]
Herzlich tut mich erfreuen Die fröhliche Sommerzeit; All mein Geblüt er neuen, Der Mai in Wöllust freut; Die Lerch' tut sich erschwingen Mit ihrem hellen Schall Lieblich die Vögel singen, Dazu die Nachtigall. Der Kukuk mit seinem Schreien, Macht fröhlich jedermann; Des Abends fröhlich reihen Die Mädlein Wohlgetan, Spazieren zu den Brunnen, Bekränzen sie zur Zeit, Alle Welt sich freut in Wonnen Mit Reisen fern und weit. Es grünet in dem Walde, Die Blumen blühen frei, Die Röslein auf dem Felde, Von Farben mancherlei; Ein Blümchen steht im Garten, Das heißt Vergiß nicht mein, Das edle Kraut zu warten Macht guten Augenschein.
Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , appears in Des Knaben Wunderhorn
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Amy Pfrimmer) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
3. Bundeslied  [sung text not yet checked]
In allen guten Stunden, Erhöht von Lieb' und Wein, Soll dieses Lied verbunden Von uns gesungen seyn! [Uns hält der Gott zusammen,]1 [Der uns hierher gebracht.]2 [Erneuert unsre Flammen, Er hat sie angefacht.]1 So glühet fröhlich heute, Seid recht von Herzen eins! Auf, trinkt erneuter Freude Dieß Glas des echten Weins! Auf, in der holden Stunde Stoßt an, und küsset treu, Bei jedem neuen Bunde, Die alten wieder neu! Wer lebt in unserm Kreise, Und lebt nicht selig drin? Genießt die freie Weise Und treuen Brudersinn! So bleibt durch alle Zeiten Herz Herzen zugekehrt; Von keinen Kleinigkeiten Wird unser Bund gestört. Uns hat ein Gott gesegnet Mit freiem Lebensblick, Und alles, was begegnet, Erneuert unser Glück. Durch Grillen nicht gedränget, Verknickt sich keine Lust; Durch Zieren nicht geenget, Schlägt freier unsre Brust. Mit jedem Schritt wird weiter Die rasche Lebensbahn, Und heiter, immer heiter Steigt unser Blick hinan. Uns wird es nimmer bange, Wenn alles steigt und fällt, Und bleiben lange, lange! Auf ewig so gesellt.
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Bundeslied", written 1775, first published 1776
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó de germanor", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Lied van verbondenheid", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Comrade's Song", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chant d'union", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Goethe's Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Erster Band, Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cottaschen Buchhandlung, 1827, pages 130-131.
Note: this is a later version of Bundeslied.
1 omitted by Nägeli.2 omitted by Nägeli; Schubert: "Der uns hieher gebracht."
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull , Peter Rastl [Guest Editor]
4. Vanitas! Vanitatum vanitas  [sung text not yet checked]
Ich hab' meine Sach' auf nichts gestellt, juchhe! [Drum]1 ist so wohl mir in der Welt, juchhe! Und wer will meine Kamerade sein, Der stosse mit an, der stimme mit ein Bei dieser Neige Wein. Ich stellt' meine Sach' auf Geld und Gut, juchhe! Darüber verlor ich Freud' und Mut, o weh! Die Münze rollte hier und dort, Und hascht' ich sie an einem Ort, Am andern war sie fort. Auf Weiber stellt' ich nun meine Sach', juchhe! [Daher]2 mir kam viel Ungemach, o weh! Die Falsche sucht' sich ein ander Teil, Die Treue macht' mir Langeweil, Die Beste war nicht feil. Ich stellt' meine Sach' auf Reis' und Fahrt, juchhe! Und ließ meine Vaterlandesart, o weh! Und mir behagt' es nirgends recht, Die Kost war fremd, das Bett war schlecht, Niemand verstand mich recht. Ich stellt' meine Sach' auf Ruhm und Ehr', juchhe! Und sieh', gleich hat ein andrer mehr, o weh! Wie ich mich hatt' hervorgetan, Da sah'n die Leute scheel mich an, Hatte keinem Recht getan. Ich setzt' meine Sach' auf Kampf und Krieg, juchhe! Und uns gelang so mancher Sieg, juchhe! Wir zogen in Feindes Land hinein, Dem Freunde sollt's nicht viel besser sein, Und ich verlor ein Bein. Nun hab' ich meine Sach' auf nichts gestellt, juchhe! Und mein gehört die ganze Welt, juchhe! Zu Ende geht nun Sang und Schmaus; Nur trinkt mir alle Neigen aus, Die letzte muß heraus!
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Vanitas! Vanitatum vanitas", written 1806
See other settings of this text.
View original text (without footnotes)1 Andersson: "Dann"
2 Zelter: "Woher"
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]