So spät ist es, so späte, was werden wird, ich weiß es nicht. Es dauert nicht merh lange, mir wird so bange, und seh' die Tapete ein klagendes Gesicht. Allein bin ich, alleine, was außerhalb, ich weiß es nicht.. Ach, daß mir's noch gelänge, mir wird so enge, und seh' in jedem Scheine ein fragendes Gesicht. Nun bin ich schon entrissen, was da und dann, ich weiß es nicht, ich kann sie nicht behalten die Wahngestalten und fühl' in Finsternissen das sagende Gesicht.
Durch die Nacht
Song Cycle by Ernst Křenek (1900 - 1991)
1. So spät ist es, so späte  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Karl Kraus (1874 - 1936)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Da weht mich wieder jene Ahnung an  [sung text checked 1 time]
Da weht mich wieder jene Ahnung an, ein Federflaum von jenem großen Grauen, ein Nichts, genug, um alles doch zu schauen, was mir von allem Anfang angetan. Und klopft ans Herz: Du bist in einer Falle, versuch's und flieh! Dies hast du doch gemeinsam, das einzig eine, worin alle einsam und keiner will und dennoch müssen alle. Wer wird in jener Nacht nach diesen Nächten bei dir sein, um den letzten Streit zu schlichten, Endgültiges dir helfen zu verrichten, damit sie dort nicht allzu strenge rechten? Dies war ein Blicke aus dem Dämonenauge, das mich im Dämmern eigenommen hatte. So prüft das Leben mich, das nimmermatte, ob nun noch ihm zum Widerstand ich tauge. Noch wart ich auf das Wunder. Nichts ist wahr, und möglich, daß sich anderes ereignet. Nicht Gott, nur alles leugn' ich, was ihm leugnet, und wenn er will, ist alles wunderbar.
Authorship:
- by Karl Kraus (1874 - 1936)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Ich hab von dem fahrenden Zug geträumt  [sung text checked 1 time]
Ich hab von dem fahrenden Zug geträumt, ich werde den letzten Zug noch versäumen und werde den jüngsten Tag dann verträumen und warte in ewigen Warteträumen und du bist mir dahin und ich hab dich versäumt. Und so fährst du dahin und du hast mich versäumt und ich muß meinen Traum deinem Leben räumen und er lockte zu leben, dich trieb es zu träumen vorüber an Bäumen und Himmelssäumen, als ich von dem fahrenden Zuge geträumt.
Authorship:
- by Karl Kraus (1874 - 1936)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Nächtliche Stunde, die mir vergeht  [sung text checked 1 time]
Nächtliche Stunde, die mir vergeht, da ich's ersinne, bedenke und wende, und diese Nacht geht schon zu Ende. Draußen ein Vogel sagt: es ist Tag. Nächtliche Stunde, die mir vergeht, da ich's ersinne, bedenke und wende, und dieser Winter geht schon zu Ende. Draußen ein Vogel sagt: es ist Frühling. Nächtliche Stunde, die mir vergeht, da ich's ersinne, bedenke und wende, und diese Leben geht schon zu Ende. Draußen ein Vogel sagt: es ist Tod.
Authorship:
- by Karl Kraus (1874 - 1936)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Fernes Licht mit nahem Schein  [sung text checked 1 time]
Fernes Licht mit nahem Schein wie ich mich auch lenke, lockt es dich nicht dazusein, wenn ich an dich denke? Wo du bist, du sagst es nicht und du kannst nicht lügen. Nahen Schein von fernem Licht läßt du mir genügen. Wüßt' ich, wo das ferne Licht, wo es aufgegangen, naher Schein, er wehrte nicht, leicht dich zu erlangen. Fernes Licht mit nahem Scheinm mir zu Lust und Harme, lockt es dich nicht da zu sein, wenn ich dich umarme?
Authorship:
- by Karl Kraus (1874 - 1936)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Wie der Tag sich durch das Fenster traut  [sung text checked 1 time]
Wie der Tag sich durch das Fenster traut, schau ich auf den Platz, staunend, daß der Nacht noch ein Morgen graut, die ich so durchwacht ohne Freudenlaut, aber immerbauend Satz auf Satz. Wie der Blick sich durch das Fenster traut, geht ein Wagen, geht, langsam geht er hin ohne Klagelaut, liegt ein Toter drin, eine arme Haut. Und dich geh zurück an mein Gebet.
Authorship:
- by Karl Kraus (1874 - 1936)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]7. Nun weiß ich doch, s'ist Frühling wieder  [sung text checked 1 time]
Nun weiß ich doch, 's ist Frühling wieder. Ich sah es nicht vor so viel Nacht und lange hatt' ich's nicht gedacht. Nun merk' ich erst, schon blüht der Flieder. Wie fand ich [das]1 Geheimnis wieder? Man hatte mich darum gebracht. Was hat die Welt aus uns gemacht! Ich dreh' mich um, da blüht der Flieder. Und danke Gott, er schuf mich wieder, indem er wiederschuf die Pracht. Sie anzuschauen aufgewacht, so bleib' ich stehn. Noch blüht der Flieder.
Authorship:
- by Karl Kraus (1874 - 1936), "Flieder", appears in Worte in Versen, first published 1919
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Lilac", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Karl Kraus, Ausgewählte Gedichte, München: Verlag der Schriften von Karl Kraus (Kurt Wolff), 1920, page 20.
1 Eisler: "dies"Research team for this page: Ferdinando Albeggiani , Sharon Krebs [Guest Editor]