by Salomon Hermann, Ritter von Mosenthal (1821 - 1877)
Der alte Matrose
Language: German (Deutsch)
Es zieht ein Schiff durch das weite Meer, und Frankreichs Flagge weht d'rüber her; und wie die Sonne taucht in die Flut, da schimmerts drüben wie Purpurglut, und jubelnd begrüßt man das nahe Land: Es ist Sankt Helenas Felsenstrand. Und ein alter Matrose eilt herbei; er fragt, wo das Grab des Kaisers sei. Man zeigt ihm die Stätte - das Grab ist leer, Sankt Helena hat ihren Aar nicht mehr. Sie trugen ihn fort aus dem Felsennest als Spiel für die Menge, als Puppe fürs Fest. Und bitter weinet der alte Matros': Wo soll ich nun hin? Was ist nun mein Los? Mein Stern ist gesunken, verwaist ist das Meer, verarmt ist die Insel, ihr Thron ist leer. Mein Kaiser, jetzt bist du zu Grabe gebracht, die Geschichte der Welt zur Novelle gemacht. Ich folgte dir einst, o seliger Tag! Ich zog wie der Vogel der Sonne nach. Ich sah einst deiner Kanonen Blitz, ich sah die Sonne von Austerlitz, ich stand bei den Deinen, als alles floh, ich blutete für dich bei Waterloo. Und als sie dich bannten an felsigen Strand, da hasst' ich die Erde, da floh ich das Land. Ich trieb auf dem Meer ohne Rast, ohne Ruh; du warst mein Polarstern, du winktest mir zu. Es zog mich zu dir, zu dem felsigen Port, Sankt Helena ward mir zum Wallfahrtsort! Du starbst; o nein, noch lebtest du fort, vermählt mit der Insel im Meere dort. Jetzt bist du gestorben, jetzt bist du hin, du liegst bei den Invaliden da d'rin. Was soll ich beginnen? Das Lied ist aus. Zu dir in das Invalidenhaus!
A. Hackel sets stanzas 1-2, 3 (lines 1-2), 4-5
Confirmed with Gedichte von S. H. Mosenthal, Wien, 1847.
Text Authorship:
- by Salomon Hermann, Ritter von Mosenthal (1821 - 1877), "Der alte Matrose" [author's text checked 1 time against a primary source]
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- by Anton Hackel (1799 - 1846), "Der alte Matrose", op. 88
Researcher for this page: Johann Winkler
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