Wo jagt ihr nun, scherzende Morgenwinde, meine Gaselle?
Wo gehst du nun weiden im Abendwinde? meine Gaselle!
[Ich bin]1 dem Rauschen des Wiesenbaches still nachgegangen,
Ob ich an der Frühlingstränke dich finde, meine Gaselle!
[Ich habe mich]2 bei dem Tau der Blumen mit Fleiß erkundigt,
Dass deines Fußes [die Spur mir nicht schwinde]3, meine Gaselle!
Meine Gasell' ist ein rasches Mädchen, flügligen Schrittes,
Es trägt um ihr Haupt ein Rosengewinde meine Gaselle!
Habt ihr [nicht meine Gaselle]4 gesehen? Ketten aus Rosen
Hab ich [geflochten, dass]5 sanft ich binde meine Gaselle.
Nimm dich in Acht, wenn über die schroffen Klippen du springest,
Dass dich nicht fallen lassen die Winde, meine Gaselle!
Nimm dich in Acht, es lauern die Jäger dort im Gebirge;
Dass dich nicht treffe der Schütz, der blinde, meine Gaselle! 
Ach, da bist du getroffen, gestürzet, eh' du es dachtest,
Eh' [wir es]6 dachten, gestürzt wie geschwinde, meine Gaselle!
Ist nun dein heiteres Auge geschlossen ewig, dass nimmer
Seinen reizenden Blick ich empfinde, meine Gaselle!
Horch, Schneeglöckchen aus jenem Tale, wo du sie suchtest,
Suchen dich, rufen dich, locken dich linde, meine Gaselle!
Und du hörst nicht [die]7 Blumengespielen, hörest nicht deine
Mutter, die ruft nach dem raschen Kinde: meine Gaselle!
Meine Gemse! mein Reh der Freude! Mein Hirsch des Lebens!
Ruhst nun erjagt an der Kirchhofslinde? meine Gaselle!
Rose des Lebens! Lilie des Todes! ruh! und im Grabe
Seien Blumen dein Spielgesinde, meine Gaselle!