Meiner schönen trauten Linde,
Die mir freundlich Schatten gab,
Reißen, ach! die bösen Winde
Millionen Blätter ab.
 
Blaß und zitternd fallen alle
Nah bei meinem Fenster hin,
Gleich als suchten sie im Falle
Schutz bei ihrer Nachbarinn.
 
Gute Blatter! euer Grünen
Machte grünen auch mein Herz,
Kommt ihr nicht, zum Bilde dienen
Meines Lebens Wohl und Schmerz?
 
Denn in meinen Sommertagen
Grünten Freuden um mich her,
Feinde kehrten sie zu Klagen,
Und sie welkten -- sind nicht mehr.
 
Von dem kalten Nord getrieben,
Sterbt ihr weit von eurem Stamm,
So wie ich von allen Lieben,
Die mir Neid und Unglück nahm.
 
Komm, Geduld, du mußt mich trösten--
Du auch bist ja eine Pflicht
Ausgeübt nur von den Besten;
Denn der Schurke kennt sie nicht.
 
Doch in lauen Frühlingstagen
Grünt die Linde wieder neu --
Dann wird auch von ihren Klagen
Meine Seele wieder frey.
 
Segnet Gott in Keim und Blüthe
Meiner Kinder Geist und Glück,
Ha! dann bringt ja seine Güte
Tausendmal mein Wohl zurück.