by Emanuel, Freiherr von Bodman (1874 - 1946)
Die Harfe
Language: German (Deutsch)
Available translation(s): ENG
Meine Mutter schlug die Harfe Wohl in mancher Nacht. Golden haben da die Saiten Unter ihrer Hand gelacht. Aber eine feine rief Einmal auf. Das klang wie Schmerz. Und da griff sie sich ans Herz, Unter dem es traumvoll schlief. Mutters Harfe stand schon lange Unberührt. Nur manche Nacht Trat mein Vater stummversunken Vor sie hin, wenn er gewacht. Aber einstens schien der Vollmond Durch den kahlen Ast herein. Und da konnt er sich nicht halten, Griff hinein: Wieder klang's in süßem Beben Und in unfaßbarer Not. Und nach einem Monde heben Seine Hände mich ins Leben, Und die Mutter, die lag tot. Seit jenem Winter griffen meine Hände Oft aus der Wiege nach der Mutterhand Und griffen leere Luft und kalte Wände, Bis ich, noch Knabe, ihre Harfe fand!
Confirmed with Emanuel von Bodman, Die gesamten Werke, im Auftrag von Clara von Bodman herausgegeben von Karl Preisendanz, Band 1 Der Wandrer und der Weg. Lyrik der Frühzeit, Stuttgart: Reclam Verlag, 1960, pages 370-371.
Authorship:
- by Emanuel, Freiherr von Bodman (1874 - 1946), "Die Harfe" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by (Carl Theodor) Oskar Ulmer (1883 - 1966), "Die Harfe", op. 25 no. 2 [ voice and piano ] [sung text not yet checked]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "The harp", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
This text was added to the website: 2019-05-10
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