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by József Kiss (1843 - 1921)
Translation by László Neugebauer von Aszód (1845 - 1919), as Ladislaus Neugebauer

Frau Judith
Language: German (Deutsch)  after the Hungarian (Magyar) 
Das war beim Juden Simon, wo man von Jahr zu Jahr
Ein schwarzes Brettersärglein hob auf die Todenbahr';
Sie war der Sarg so winzig — drei Spannen lang zur Noth:,
Heut' kam das arme Würmchen und morgen schon war's todt!

Frau Judith's Rabenhaare sind Gold und Schätze werth;
Still weinend mit den Fingern sie durch die Flechten fährt,
Dann greift sie nach der Schere — o unbarmherziger Schnitt!
Und vor den greisen Rabbi geheimnißvoll sie tritt:

Sie priesen meine Haare — sieh her: ich schnitt sie ab;
Sie priesen meine Schöne — ich weinte sie in's Grab;
O künde mir du Frommer, du Greis mit Seherblick:
- Blüht nie heran ein Kind mir zu höchstem Mutterglück?!"

Da hat aus seinen Büchern der Fromme aufgeblickt,
Frau Judith bricht zusammen von schwerer Schuld erdrückt - -
"Heut möchtest du's, — ja, heute ... dem war nicht immer so:
Dein schuldlos Erstgebornes, wo ist es, Judith, wo? ..."

So weiß, als Judith's Antlitz, ist Schnee der Alpfirst nicht,
Mit ihren ros'gen Fingern bedeckt sie das Gesicht,
Sie schluchzt... sie stammelt... flüstert die Worte halb erstickt:
— "Mit meinen eig'nen Händen hab' ich mein Kind erdrückt.

Sein Vater, der betrog mich, gab mich dem Elend Preis,
Ich war ein schwaches Mädchen ... die Nacht... so still ... so heiß ...
Die Furcht vor Schmach und Schande ... o unheilschwang're Stund'!
- - Ich wollt', ich läge gleichfalls im tiefsten Erdengrund!"

Der Fromme wortlos blättert in feinen Büchern all,
Zu forschen nach der Sühne für solchen schweren Fall:
"Erheb' dich, Weib, erheb' dich, wirf ab dein Bnßgewand,
Für eine That, so grausig, geziemt nicht solcher Tand.

Hier gilt es andere Sühne — ihr Preis ist riesenhaft!
Hast du ein schwer Gelübde zu schwören wohl die Kraft?
So hör': Vom Kuß der Sünde die Unschuld sterben muß:
Judith, ich untersage dir streng den Mutterkuß! —

Sei namenlos verlassen, trag' eine Welt voll Leid:
Hält Hochzeit einst dein Sprö'ssling, so sei gelöst dein Eid."
Das Haus des Juden Simon erstrahlt im Kerzenglanz,
Kindestaufe gibt's, so lärmend, als ging's zum Hochzeitstanz.

Der Vater jubelt Psalmen zu Gottes Preis und Ehr',
Der Mutter bleiches Antlitz umströmt ein Thränenmeer.
Und immer wieder preßt sie das Kind an ihr Gesicht,
Sie lechzt nach einem Kusse, — jedoch sie darf ja nicht!

Das Haus des Juden Simon, es ist so still und bang,
Die Fenster sind verhüllet, gedämpft der Stimmen Klang,
Frau Judith ringt die Hände, sie weint die Augen blind:
"Weh' mir, sollt' ich verlieren auch dieses theu're Kind!"

Geliebte, süße Mutter, mir brennen Stirn und Mund —
Wenn du mich küssen wolltest, da würd' ich gleich gesund!"
Sei still mein Kind, mein Herzchen; es kann, es darf nicht sein, -
(Du Vater des Erbarmens, o blick' auf meine Pein!")

"Geliebte, süße Mutter, du küßtest mich, ich weiß,
Wär' nur nicht, gelt, mein Mündchen so fieberwund und heiß?"
Und Simon stand daneben, es packt ihn überstark:
"Bösartig bist du, Judith, bös bis in's tiefste Mark!

Das sagten mir schon And're ... sie sagten mehr sogar —
Und wie das Eine wahr ist, ist auch das Andere wahr.
Als Frau und Mutter ehrlos — verderbt an Seel' und Leib ...
Beim Leben dieses Kindes! ich jag' davon dich, Weib!!"

Es rauschen Jahr um Jahre vorbei im Strom der Zeit,
Das Haus des Juden Simon erschallt von Fröhlichkeit;
Ein Baldachin im Hofe, und Gäste aus und ein:
Heimführet Nachbar's Nathan des Simon Töchterlein.

Ein Bettelweib steht abseits, die Miene kummerschwer,
Man weis't es in den Winkel, man stößt es hin und her,
Da bricht sie durch die Reihen mit flehentlichem Laut:
"O laßt auch mich erschauen die holde schöne Braut!"

Das Brautpaar naht ... sie schwören ... der Segenschor beginnt:
"O lieben Leute, laßt mich... nur einen Schritt!... Mein Kind!"
Sie drückt den eis'gen Mund ihr an's glühende Gesicht
Und zu der Tochter Füßen sie todt zusammenbricht.
— Das ist's, was man im Dorfe von Judith singt und spricht.

Aus der Sammlung Tragödien

Text Authorship:

  • by László Neugebauer von Aszód (1845 - 1919), as Ladislaus Neugebauer, "Frau Judith" [author's text not yet checked against a primary source]

Based on:

  • a text in Hungarian (Magyar) by József Kiss (1843 - 1921) [text unavailable]
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Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Vilma von Webenau (1875 - 1953), "Frau Judith" [ speaker and piano ] [sung text not yet checked]

Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]

This text was added to the website: 2024-09-06
Line count: 69
Word count: 641

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