Auf dem stillen, schwülen Pfuhle tanzt die dünne Wasserspinne; unten auf krystallnem Stuhle thront die Unkenköniginne. Von den edelsten Metallen hält ein Reif ihr Haupt umzogen, und wie Silberglocken schallen Unkenstimmen durch die Wogen. Denn der Lenz erschien; die Schollen sind zerflossen; Blüten zittern; dumpfe Frühlingsdonner rollen durch die Luft, schwarz von Gewittern. Wasserlilienkelche fliessen auf des Teiches dunkelm Spiegel, und die ersten Schwalben schiessen drüber hin mit schnellem Flügel. Aus den zarten Schnäbeln leise tönt Gezwitscher in die Wellen: »Viele Grüße von der Reise haben wir dir zu bestellen. Lange waren wir im fremden sandbedeckten heissen Ländern, wo in weiten Kaftanhemden träge Turbanträger schlendern. Purpurfarbne Wunderpflanzen dienten uns zu Meilenweisern; gelbe Mauren sah'n wir tanzen nackt vor ihren Leinwandhäusern. Lechzend auf dem warmen Sattel saß der Araber, der leichte, während Ziegenmilch und Datel ihm aufs Pferd die Gattin reichte. Auf die Jagd der Antilopen, Kriegerisch, mit Spiess und Pfeile, zogen schlanke Aethiopen; klagend tönte Memnons Säule Aus des Niles Flut getrunken haben wir, matt von der Reise; Gruß dir, Königin der Unken, von dem königlichen Greise! Alles grüßt dich, Blumen, Blätter! Doch zumeist der Grüße viele bringen wir von deinem Vetter, ja von deinem lieben Vetter, von dem Krokodil im Nile!«
3 Balladen , opus 68
by Carl Loewe (1796 - 1869)
1. Schwalbenmärchen
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Ferdinand Freiligrath (1810 - 1876)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Lawrence Snyder) , "Swallow's Tale", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
2. Der Edelfalk
Language: German (Deutsch)
Die Fürstin zog zu Walde Mit Jägern und Marschalk; Da sah sie reiten balde Ein junger Edelfalk. Er sprach: „Wie klirrt dein Bügel; Wie glänzt Agraff' und Tress'; Wie locker hängt dein Zügel, Holdselige Prinzess! Wie sitzest du zu Pferde So königlich und schlank! Wie weht zur grünen Erde Dein Schleier weiß und lang! Wie nickt dein Hutgefieder Vom flücht'gen, wilden Ritt! Wie zieret deine Glieder Das knappe Jagdhabit! O, könnt' ich deinen Reizen Allzeit ein Diener sein! Den Reiher wollt' ich beizen, Herrin, für dich allein! Ich wollte mit ihm ringen, Dein starkes Federspiel, Bis er, mit blut'gen Schwingen, Zu deinen Füßen fiel'!“ Bezwungen von Verlangen, Duckt er ins Haideland; Er läßt sich willig fangen Von eines Pagen Hand. Der bietet ihn der Holden Dar, mit gebogenem Knie; Mit einem Ringe golden Schmückt den Gefangnen sie. Nun muß er sie begleiten; Mit seiner krummen Klau' Er muß für sie bestreiten Den Reiher, silbergrau. Er trägt eine Lederkappe, Sie nimmt ihn mit aufs Pferd. Burgherr und Edelknappe Hält ihn des Neides werth.
Text Authorship:
- by Ferdinand Freiligrath (1810 - 1876), "Der Falk"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Garrett Medlock) , "The noble falcon", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Il girifalco", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
3. Der Blumen Rache
Language: German (Deutsch)
Auf des Lagers weichem Kissen
ruht die Jungfrau, schlaf befangen,
tiefgesenkt die braune Wimper,
Purpur auf den heißen Wangen.
Schimmernd auf dem Binsenstuhle
steht der Kelch, der reichgeschmückte,
und im Kelche prangen Blumen,
duft'ge, bunte, frischgepflückte.
Brütend hat sich dumpfe Schwüle,
durch das Kämmerlein ergossen,
denn der Sommer scheucht die Kühle,
und die Fenster sind verschlossen.
Stille rings, und tiefes Schweigen!
Plötzlich, horch! ein leises Flüstern!
In den Blumen, in den Zweigen
lispelt es und rauscht es lüstern.
Aus den Blütenkelchen schweben
geistergleiche Duftgebilde;
ihre Kleider zarte Nebel,
Kronen tragen sie und Schilde.
Aus dem Purpurschoß der Rose
hebt sich eine schlanke Frau;
ihre Locken flattern lose,
Perlen blitzen drin, wie Tau.
Aus dem Helm des Eisenhutes
mit dem dunkelgrünen Laube
tritt ein Ritter kecken Mutes;
Schwert erglänzt und Pickelhaube.
Aus der Lilie schwankt ein Mädchen;
dünn, wie Spinn'web', ist ihr Schleier; -
auf dem Hute wankt die Feder
von dem silbergrauen Reiher.
Aus dem Kelch des Türkenbundes
kommt ein Neger stolz gezogen;
licht auf seinem grünen Turban
glüht des Halbmonds goldner Bogen.
Prangend aus der Kaiserkrone
schreitet kühn ein Scepterträger;
aus der blauen Iris folgen
schwertbewaffnet seine Jäger.
Aus den Blättern der Narzisse
schwebt ein Knab' mit düstern Blicken,
tritt ans Bett, um heiße Kisse
auf des Mädchens Mund zu drücken.
Doch um's Lager drehn und schwingen
sich die andern wild im Kreise;
drehn und schwingen sich, und singen
der Entschlafnen diese Weise:
"Mädchen, Mädchen! Von der Erde
hast du grausam uns gerissen,
daß wir in der bunten Scherbe
schmachten, welken, sterben müssen!
"O wie, ruhten wir so selig
an der Erde Mutterbrüsten,
wo, durch grüne Wipfel brechend,
Sonnenstrahlen heiß uns küßten;
"wo uns Lenzeslüfte kühlten,
unsre schwanken Stengel beugend;
wo wir Nachts als Elfen spielten,
unserm Blätterhaus entsteigend.
"Hell umfloss uns trübe Lache;
wir verblühn;
doch eh' wir sterben, Mädchen!
trifft dich unsre Rache!"
...
Welch ein Rauschen, welch ein Raunen!
Wie des Mädchens Wangen glühen!
Wie die Geister es anhauchen,
wie die Düfte wallend ziehen!
Stiller wird es nun; sie neigen
sich zu der Entschlafnen nieder.
Mit dem alten dumpfen Schweigen
kehrt das leise Flüstern wieder.
Da begrüßt der Sonne Funkeln
das Gemach; die Geister weichen.
Auf des Lagers Kissen schlummert
kalt die Lieblichste der Leichen!
Eine welke Blume selber,
noch die Wange sanft gerötet,
ruht sie bei den welken Schwestern:
Blumenduft hat sie getödtet!
Text Authorship:
- by Ferdinand Freiligrath (1810 - 1876), "Der Blumen Rache"
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