Nun hat am klaren Frühlingstage Das Leben reich sich ausgeblüht; Gleich einer ausgeklungnen Sage, Im West das Abendroth verglüht. Des Vogels Haupt ruht unterm Flügel, Kein Rauschen tönt, kein Klang und Wort; Der Landmann führt das Roß am Zügel, Und Alles ruht an seinem Ort. Nur fern im Strome noch Bewegung, Der weit durch's Thal die Fluten rollt: Es quillt vom Grunde leise Regung, Und Silber säumt sein flüssig Gold. Dort auf dem Strom noch ziehen leise Die Schiffe zum bekannten Port, Geführt vom Fluß im sichern Gleise - Sie kommen auch an ihren Ort. Hoch oben aber eine Wolke Von Wandervögeln rauscht dahin; Ein Führer streicht voran dem Volke Mit Kraft und landeskund'gem Sinn. Sie kehren aus dem schönen Süden Mit junger Lust zum heim'schen Nord, Nichts mag den sichern Flug ermüden - Sie kommen auch an ihren Ort! Und du, mein Herz! in Abendstille Dem Kahn bist du, dem Vogel gleich, Es treibt auch dich ein starker Wille, An Sehnsuchtsschmerzen bist du reich. Sei's mit des Kahnes stillem Zuge, Zum Ziel doch geht es immer fort; Sei's mit des Kranichs raschem Fluge - Auch du, Herz, kommst an deinen Ort!
Drei Lieder für Männerchor , opus 12
by Paul Hirte
1. Abendstille  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882), "Abendstille", appears in Gedichte, in Auf der Wanderschaft, no. 6
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Rosenzeit  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Wenn die wilden Rosen blüh'n an des Baches Rand, frisch gemähtes Wiesengrün duftet durch das Land, wenn in stillen Waldesgründen sich die ersten Beeren ründen und die Sommerzeit verkünden, wenn der Himmel blaut so weit - O du schöne Rosenzeit! Hell und warm ist nun die Welt, länger wird der Tag, dass er all der Schönheit Pracht in sich fassen mag. Frühling ist noch nicht gegangen, Sommer hat schon angefangen, beide hold vereinigt prangen, Herbst und Winter sind noch weit; o du schöne Rosenzeit! Ja, in Rosen steht die Welt, aber ahnungsbang rauschet durch das Ährenfeld schon ein fremder Klang. Bald ertönt der Erntereigen und die Rose wird sich neigen und die Vögel werden schweigen. Ach, wie bald dann bist du weit, o du schöne Rosenzeit!
Authorship:
- by Heinrich Seidel (1842 - 1906)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Regen und Sonne  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Trinken, trinken! Alles trinket: Wald und Wiese, Berg und Flur, Busch und Baum mit allen Blättern - Ich allein soll dursten nur?! Nein, im Krug zur gold'nen Sonne Giebt es sonnig klaren Wein - Braunes Mädchen, meine Wonne, Meine Sonne, schenk mir ein! Sonne droben mault in Wolken - Sonne drunten strahlt all' Stund. Jene Sonne dörrt die Kehle - Diese feuchtet Herz und Mund. Und die allerschönste Sonne, Sie kredenzet mir den Wein: Braunes Mädchen, meine Wonne, Meine Sonne, schenk mir ein! Draußen ist die Welt versunken In die schaale Wasserfluth; Doch hier drinnen sprüht in Funken Sonnenschein und Sonnengluth. Aus der Flasche, aus der Tonne, Strömt der ächte Sonnenschein! Braunes Mädchen, meine Wonne, Meine Sonne, schenk mir ein!
Authorship:
- by Heinrich Seidel (1842 - 1906), "Regen und Sonne", appears in Blätter im Wind, in Lieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]