Sie führten ihn durch den grauen Hof, Daß ihm sein Spruch gescheh'; Am Fenster stand sein junges Gemahl, Die schöne Königin Grey. Sie bog ihr Köpfchen zum Fenster heraus, Ihr Haar erglänzte wie Schnee; Er hob die Fessel klirrend auf Und grüßte sein Weib Jane Grey. Und als man den Toten vorübertrug, Sie stand damit sie ihn seh'; Drauf ging sie freudig denselben Gang, Die junge Königin Grey. Der Henker, als ihm ihr Antlitz schien, Er weinte laut auf vor Weh, Dann eilte nach in die Ewigkeit Dem Gatten Königin Grey. Viel junge Damen starben schon Vom Hochland bis zur See, Doch keine war schöner und keuscher noch Als Dudleys Weib Jane Grey. Und wenn der Wind in den Blättern spielt Und er spielt in Blumen und Klee, Dann flüstert's noch oft vom frühen Tod Der jungen Königin Grey.
2 Balladen , opus 12
by Arnold Franz Walter Schoenberg (1874 - 1951)
1. Jane Grey
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Heinrich Ammann (1864 - 1950), "Jane Grey", first published 1906
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Jane Grey", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Jane Grey", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
2. Der verlorene Haufen
Language: German (Deutsch)
Trinkt aus, ihr zechtet zum letzenmal, Nun gilt es Sturm zu laufen; Wir stehn zuvorderst aus freier Wahl, Wir sind der verlorne Haufen. Wer länger nicht mehr wandern mag, Wes Füße schwer geworden, Wem zu grell das Licht, wem zu laut der Tag, Der tritt in unsern Orden. Trinkt aus, schon färbt sich der Osten fahl, Gleich werden die Büchsen singen, Und blinkt der erste Morgenstrahl, So will ich mein Fähnlein schwingen. Und wenn die Sonne im Mittag steht, So wird die Bresche gelegt sein; Und wenn die Sonne zur Rüste geht, Wird die Mauer vom Boden gefegt sein. Und wenn die Nacht sich niedersenkt, Sie raffe den Schleier zusammen, Daß sich kein Funke drin verfängt Von den lodernden Siegesflammen! -- -- Nun vollendet der Mond den stillen Lauf, Wir sehen ihn nicht verbleichen. Kühl zieht ein neuer Morgen herauf -- Dann sammeln sie unsere Leichen.
Text Authorship:
- by Viktor Klemperer (1881 - 1960), "Der verlorene Haufen"
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