Tief, tief unten im Abendrothschein, Da dunkeln die Wellen, Da thun die Gesellen Sich gütlich beim Wein; Die Lichter erhellen Ein Bild in der Mauer mit düsterem Schein. Am Himmel die Wolken hinziehn, Zur Insel ein Nachen, Da fragen mit Lachen: "Ei, Mäd;chen, wohin?" "Am Stadtthor die Wachen, Um Gnade bitten auf meinen Knie'n." "Den Liebsten zu retten, du kommst zu spät, Sein Haupt ist gefallen"; "So will ich den wallen, Wo Niemand geht, Die Letzte von Allen An der Kirchthür' stehn im stillen Gebet!" "Und wisse, verhängt hat der hohe Rath: Als einen Verschwörer Und Friedensstörer Erwies ihn die That. Er war ein Empörer, Und wer ihm noch anhängt, übt Hochverrath." -- "Zum Gnadenbild will ich," sprach still die Maid, "Bußfertig wallen, Zum Kloster Sanct Gallen: Mein schönes Geschmeid', Die rothen Korallen, Verehr' ich dem Herzen zum ewigen Leid."
Vier Balladen für Bariton mit Pianofortebegleitung , opus 6
by Leopold Carl Wolf (1859 - 1932)
1. Am Stadtthor  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Hermann von Lingg (1820 - 1905), "Am Stadtthor", appears in Gedichte, in Bilder und Gestalten
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Confirmed with Hermann Lingg, Gedichte, zweiter Band, zweite Auflage, Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, 1869, pages 193 - 194. Appears in Bilder und Gestalten.
2. Frau Jutte, liebes Mütterlein
Language: German (Deutsch)
Frau Jutte, liebes Mütterlein
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3. Thyrza  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Zitternd vor der Schwelle zum Serai Lag ein Jude, rief mit Wehgeschrei: "Seht mich Asche streuen auf mein Haupt, Und mein Kleid zerreißen, habt Erbarmen! Meine Tochter habt ihr mir geraubt." Aber Jussuf sagte zu dem Armen: "Sorge dich nicht länger um dein Lamm, Um dein Mädchen, Mann aus Juda's Stamm! Niemand wieder seh' sie unverhüllt, Seh' ihr Antlitz als allein die Sonne; Ihr Gesang und Lautenspiel erfüllt Deines Herrn, des Sultans Herz mit Wonne. "Indien schmückt ihr Haupt, es ruh'n Ihre Füßchen auf dem Teppich nun, Bei den süßen Trauben von Zakinth. Wo sie wandelt, muß sich Alles neigen, Wenn ihr lieblicher Gesang beginnt, Müssen alle Nachtigallen schweigen. "Greis, was raufst du fluchend dir den Bart? Dein Juwel, dein Kind, ist wohl verwahrt. Willst du Gold und Silber? Geh' dort hin, Laß dir voll in deinen Turban zählen, Aber in den Lauben von Jasmin Darf die Rose Jericho's nicht fehlen."
Text Authorship:
- by Hermann von Lingg (1820 - 1905), "Thyrza", appears in Gedichte, in Bilder und Gestalten
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4. Sphinx atropos  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Die Geißblattranke durchhaucht die Luft Mit wunderbar süßem berauschenden Duft. Von Fenster zu Fenster, von Ast zu Ast, Ein Schmetterling fliegt in summender Haft. Der Sphinx, der Todtenkopfschmetterling, Umschwärmt den duftigen Blüthenring. -- Im Zimmer stickt am Hochzeitkleid Noch spät in der Nacht die schöne Maid. "Zum letztenmal hab' ich getanzt heut' Nacht, Zum letztenmal hab' ich getanzt und gelacht. Früh morgen holt mich der Bräutigam ab, O holte mich lieber der Tod ins Grab!" Sie lehnt sich zurück, und sinkt in Traum, Da schwirrt es heran von der Blüthen Saum. Es fliegt um den Leuchter das Kind der Gruft Um der Geißblatt Ranke berauschenden Duft. Des Schmetterlings dunkles Flügelpaar Umkreist der Schläserin lockiges Haar. Zwei rothe Lippen ersieht er sogleich, Die rothen Lippen wurden bleich. Er deckt mit den Flügeln die wogende Brust, Erkaltet ist jede Lebenslust. Er legt sich flatternd ins Lockenhaar, Gibt sich für morgen zum Brautschmuck dar.
Text Authorship:
- by Hermann von Lingg (1820 - 1905), "Sphinx atropos", appears in Gedichte, in Bilder und Gestalten
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