Lange weilt' ich auf der Welle, Fern von Dir und Deiner Lieb', Bis mein Schiff nach manchen Stürmen An die Heimatküste trieb! Still ruh' ich Dir jetzt im Arme, Fernab sank das Nebelbild, Das auf trügerischen Wogen Mich mit Zauberwahn umspielt! Liebesworte, längst vergessen, Klingen wieder an mein Ohr. Tief aus Deinem Herzen steigt es Wie ein Märchenquell empor. Meiner Jugend Träume stehen Dir im Busen wie von Erz, Und die alten Flammen brechen Wunderbar durch's dunkle Herz!
Fünf Gesänge für 1 mittlere Singstimme mit Pianofortebegleitung , opus 67
by Felix (August Bernhard) Draeseke (1835 - 1913)
1. Heimkehr
Language: German (Deutsch)
2. Du bist der ungebrochne Sonnenstrahl
Language: German (Deutsch)
Du bist der ungebrochne Sonnenstrahl, Ich bin der Morgentau am feuchten Halm, Der Dir den Farbenteppich wirkt im Tal! Du bist die ungeteilte Sonnenglut, Ich bin die Mittagswelle auf dem See, Die tief von Dir durchglüht, besänftigt ruht! Du bist das ungetrübte Himmelslicht, Ich bin der Nebelschleier fern im West, Der Deinen Glanz zu Strahlenkronen bricht! Und sankst Du nieder in die tiefe Nacht, Steig' ich zum Aether auf als Abendstern Und grüsse Dich, getaucht in deine Pracht!
Text Authorship:
- by Charles Biedermann (1856 - 1901), as Karl Heinrich Nordryck
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3. Abgottschlange
Language: German (Deutsch)
Totenstille hält die Wildnis Wie versenkt in schweren Traum. Nur zuweilen raschelt sterbend Noch ein Blatt vom müden Baum! Und des Urwalds wilde Tiere Halten notgedrungne Rast, Denn die glühend dumpfe Hitze Bändigt, was sich tödlich hasst. Solchen ruhig heissen Nächten Gleicht zuweilen deine Brust, Drin die dunkeln Triebe schweigen, Die von Frieden nie gewusst. Langsam geht Dein schwerer Atem, Dich umhaucht's mit Zauberduft, Und die matten Sinne lösen Sich in Wollustsschwüler Luft. Sieh, da funkelt's und da gleitet's Plötzlich aus dem Grund hervor, Und die Abgottschlange bäumt sich Zischend aus der Nacht empor!
4. Lawine
Language: German (Deutsch)
Im Hochgebirg um die Mitternacht Hat der Mörder den Wandrer umgebracht! Den Leib, den wirft er zur tiefsten Schlucht Und wendet sich feige zu jäher Flucht! Doch des Opfers letzter, ersterbender Ton, Er fand zu dem Ohre des Rächers sich schon. Er hat den alten Berggeist erweckt, Der hat zur Rache die Hand gereckt. Kaum erreicht der Frevler den Teufelstein, Da heult schon die Windsbraut hinter ihm drein. Da donnert's, da fährt die Lawine herab, Und reisst ihn rücklings in's eisige Grab!
5. Sturmgetrieben irrt mein Segel
Language: German (Deutsch)
Sturmgetrieben irrt mein Segel Durch die Nacht auf wildem Meer, Meiner Liebsten helle Leuchte Strahlt nicht mehr vom Ufer her! Ach, die Hand ist matt geworden Seit die Retterflamme schwand, Und das Auge, wellenmüde, Sieht nicht mehr den nahen Strand! Einmal noch blick' durch die Nebel In die Meeresnacht hinaus, Sieh mich Dir zu Füssen ringen In der Brandung Sturmgebraus! Halte Deine hohe Leuchte Einmal noch ob Sturm und Flut, Bis mein Schiff in letzter Stunde An der Heimatküste ruht!