Es ist Nacht; ich bin allein, verlassen auf dem Hügel der Stürme; im Gebirg hört man den Wind; der Bergstrom stürzt vom Felsen herab. Vom Regen empfängt mich keine Hütte, verlassen auf dem Hügel der Winde! O Mond! steig hinter deinen Wolken herauf; hebt euch Sterne der Nacht! leite mich irgend ein Strahl zu dem Orte, wo mein Geliebter von der Jagd allein ruht! sein Bogen ungespannt bey seiner Seite: seine Hunde schnaubend um ihn. Aber hier muß ich sitzen allein, beym Felsen des moosigten Stroms. Der Strom und der Wind brausen laut; ich hör nicht die Stimme meines Geliebten! warum zaudert mein Salgar; warum hält nicht der Führer des Hügels sein Wort? Hier ist der Fels, hier ist der Baum, und hier der brausende Strom! du versprachst mit der Nacht hier zu seyn. Ach! wohin ist mein Salgar gegangen? Mit dir würd' ich fliehen von meinem Vater; mit dir, von meinem hochmüthigen Bruder. Lang ist unser Stamm feindselig gewesen; aber wir sind nicht Feinde, o Salgar! Hör auf ein wenig, o Wind! ein wenig sey still, o du Strom! meine Stimme wird rundum gehört; laß mein Wanderer mich hören! o Salgar! es ist Colma, die ruft. Hier ist der Baum, und der Fels; Salgar, mein Geliebter! hier bin ich. Warum zauderst du zu kommen? sieh! der stille Mond schreitet voran; der Fluß glänzt in dem Thal! die neigenden Felsen des Hügels sind grau; ich seh' ihn nicht auf dem Gipfel. Seine Hunde laufen nicht mehr vor ihm her; sie kündigen nicht sein nahes Ankommen. Hier muß ich sitzen allein! Wer sind die, die liegen neben mir auf der Heide? sind sie nicht mein Geliebter und Bruder? sprecht nur, meine Freunde? Colma antworten sie nicht; sprecht nur, ich bin allein! meine Seele ist gequälet mit Furcht! Ach! sie sind todt! ihre Schwerter sind roth von dem Kampf'. Ach! mein Bruder! mein Bruder! warum hast du meinen Salgar getödtet? warum hast du, o Salgar meinen Bruder erlegt? Ihr waret beyde mir theuer! Was soll ich sagen zu eurem Lob'? du warst schön auf dem Hügel in der Mitte von Tausenden! er war schreckbar im Kampf'. Sprecht nur, hört meine Stimme; hört mich, ihr Söhne meiner Liebe! Sie schweigen, schweigen für ewig! Kalt, kalt sind ihre Brüste von Staub! Ach! sprecht vom Felsen des Hügels; vom Gipfel des stürmischen Abgrunds; sprecht, ihr Geister der Todten! sprecht, ich werd nicht erschreckt! Wohin seyd ihr gegangen zu ruhn? in welcher Höhle des Hügels soll ich die Geschiedenen finden? keine leise Stimme gleitet auf dem Hauch': keine Antwort hallt verlohren im Sturm'! Ich sitz' in meinem Jammer! in meinen Thränen erwart' ich den Morgen! ihr Freunde der Todten errichtet das Grab! schließt es nicht bis Colma komme. Mein Leben fliegt fort wie ein Traum: warum sollt' ich zurück bleiben? hier will ich ruh'n mit meinen Freunden, beym Strom' des erschallenden Felsen. Wenn die Nacht auf den Hügel herabsteigt; wenn die brausenden Winde sich heben, soll mein Geist stehn im Hauch, und betrauern den Tod meiner Freunde. Der Weidmann wird mich aus seiner Hütte vernehmen; er wird fürchten, aber lieben meine Stimme! denn meine Stimme wird meinen Freunden gefallen: angenehm waren ihre Freunde für Colma!
Vermischte Gesänge für 1 Singstimme mit Pianoforte , opus 153
by Ferdinand von Hiller (1811 - 1885)
3. Colma's Klage nach Ossian  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Edmund von Harold, Baron (1737 - 1808), no title
Based on:
- a text in English by James Macpherson (pretending to translate "Ossian") (1736 - 1796), no title, appears in The Songs of Selma
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Confirmed with Edmund von Harold's Die Gedichte Ossian's eines alten celtischen Helden und Barden. Zweiter Band.Düsseldorf, 1775, pages 17-19.
Researcher for this page: Peter Rastl [Guest Editor]
4. Liebeswünsche  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Wär' ich ein Vöglein, du herzig süße Maid, wär' ich ein Vöglein zu dieser Zeit, flög' ich zu dir mit schnellen, leichten Schwingen und wollte dir die schönsten Lieder singen. Wär' ich ein Vöglein, ich flöge zu dir. Wär' ich ein Lüftlein, du herzig süße Maid, wär' ich ein Lüftlein zu dieser Zeit, wollt' ich voll Lust in deinen Locken wühlen und kosend dir die Rosenwangen kühlen. Wär' ich ein Lüftlein, ich wehte zu dir. Wär' ich ein Blümlein, du herzig süße Maid, wär' ich ein Blümlein zu dieser Zeit, dann wollt' ich dir gar süße Düfte spenden und still beglückt an deinem Herzen enden. Wär' ich ein Blümlein, ich duftete dir. Wär' ich dein Liebster, du herzig süße Maid, wär' ich dein Liebster zu dieser Zeit, dann wäre mir der Himmel aufgegangen, dann küsst' ich dich, von deinem Arm umfangen. Wär' ich dein Liebster, was wollt' ich mehr?
Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
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Researcher for this page: Johann Winkler