Durch die stille Sommerpracht tiefe Brunnen hör' ich rauschen; Sternenglanz und Erdennacht seh' ich stumme Grüße tauschen. Was in Tageslärm verhallt, was verblasst im Sonnenreigen, drängt mit brünstiger Gewalt, sich zu heben, sich zu neigen. Tief aus meines Wesens Grund fühl' ich Lebensquellen brechen, sehnsuchtsvoll, mit heißem Mund Niegesproch'nes auszusprechen. Und hinan zur Sternenpracht, und herab zu ird'schen Schranken fluten durch des Herzens Schacht ew'ger Geister Lichtgedanken.
Sechs Lieder , opus 119
by Hugo Wilhelm Ludwig Kaun (1863 - 1932)
1. Sommernacht
Language: German (Deutsch)
2. Paolo und Franzeska
Language: German (Deutsch)
Ich hab' ein' Sünd' begangen, die macht mir sel'ge Qual; und müsst' ich darum hangen, ich täte sie noch einmal. Und müsst' ich ewig brennen dafür in der Hölle Grund, ich wollte mich ewig bekennen zu ihr mit lachendem Mund. Und wolltest du mich entladen, Herr Gott, der Sünd' in Huld, ich spräche: „Vor deinen Gnaden wert halt' ich meine Schuld. Die Sünde, dafür ich büßen muss in der Hölle Grund, sprach heilig einer süßen Fraue holdsel'ger Mund!“
3. Warnung
Language: German (Deutsch)
Am jüngsten Tag, wenn die Posaunen schallen, und alles aus ist mit dem Erdenleben, sind wir verpflichtet, Rechenschaft zu geben von jedem Wort, das unnütz uns entfallen. Wie wird's nun werden mit den Worten allen, in welchen ich so liebevoll mein Streben um deine Gunst dir an den Tag gegeben, wenn diese bloß an deinem Ohr verhallen? Darum bedenk', o Liebchen, dein Gewissen, bedenk' im Ernst, wie lange du gezaudert, dass nicht der Welt solch Leiden widerfahre. Werd' ich berechnen und entschuld'gen müssen, was alles unnütz ich vor dir geplaudert, so wird der jüngste Tag zum vollen Jahre.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Warnung"
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Confirmed with Goethes Werke, vollständige Ausgabe letzter Hand, 2. Band, Stuttgart und Tübingen, 1827
4. Rosen
Language: German (Deutsch)
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5. Hätt' ich ein Mütterlein
Language: German (Deutsch)
Hätt' ich ein Mütterlein, wie wollt' ich's halten! Nur heller Sonnenschein und Lieb' und Treu' sollt' um es schalten. Und wär' es einmal krank, wie wollt' ich's pflegen, und wollte keinen Dank, nur einen Blick voll Lieb' und Segen. So hab' ich nur ein Grab, und das liegt ferne; nun denk' ich immerzu, wie einsam dort leuchten die Sterne.
6. Die Genügsamen
Language: German (Deutsch)
Sie haben weder Haus noch Hof, noch sind sie schön und blütenjung; kein überschäumend Lebenslied singt ihnen die Erinnerung. Ihr Hüttchen steht am Felsen schroff und schaut auf grünes Hoffnungsland. Sie haben weder Haus noch Hof noch leichtes Spiel und Flittertand. Sie haben nichts als Wagemut und Zuvertrau'n zu ihrem Stern, und noch ein unschätzbares Gut: Sie haben sich von Herzen gern!