Und dräut der Winter noch so sehr Mit trotzigen Geberden, Und streut er Eis und Schnee umher, Es muß doch Frühling werden. Und drängen Nebel noch so dicht Sich vor den Blick der Sonne, Sie wecket doch mit ihrem Licht Einmal die Welt zur Wonne. Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht, Mir soll darob nicht bangen, Auf leisen Sohlen über Nacht, Kommt doch der Lenz gegangen. Da wacht die Erde grünend auf, Weiß nicht, wie ihr geschehen, Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf, Und möcht vor Lust vergehen. Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar Und schmückt sich mit Rosen und Ähren, Und läßt die Brünnlein rieseln klar, Als wären es Freudenzähren. Drum still! Und wie es frieren mag, O Herz, gieb dich zufrieden: Es ist ein großer Maientag Der ganzen Welt beschieden. Und wenn dir oft auch bangt und graut, Als sei die Höll' auf Erden, Nur unverzagt auf Gott vertraut! Es muß doch Frühling werden.
3 Lieder von E. Geibel, für Alt (oder Bass) mit Pianoforte , opus 54
by Carl Ludwig Amand Mangold (1813 - 1889)
1. Hoffnung  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Hoffnung", appears in Zeitstimmen, no. 4
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2025, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Juniuslieder von Emanuel Geibel, Zehnte Auflage, Stuttgart und Tübingen: J.G. Cotta'scher Verlag, 1854, pages 139-140.
2. Im Gebirg  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Nun rauscht im Morgenwinde sacht, So Busch als Waldrevier! So rauscht meine Sehnsucht Tag und Nacht, Rauscht immerdar nach dir. Du merkst es nicht, du bist so weit, Kein Laut herüber spricht; O schlimme Zeit, einsame Zeit! Und Flügel hab' ich nicht. Vom höchsten Berg mein Auge sieht Umsonst nach West und Ost, Ein Gruß zu dir, von dir ein Lied, Das ist mein einz'ger Trost. So sing' ich denn durch Wald und Dorn Meine Weis' im Wanderzug: "Deine Lieb' das ist ein süßer Born, Deß trink' ich nie genug."
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Im Gebirg", appears in Juniuslieder
See other settings of this text.
3. Einkehr  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Der Staub ist heiß, die Sonne glüht, Vom langen Wandern bin ich müd; Sieh da, im Schatten der Linden Muß ich ein Wirtshaus finden! Gott grüß' dich, schöne Kellnerin! Du siehst wohl, daß ich müde bin; O reiche dem durstigen Zecher Zum Rande voll den Becher! Dein Wohl, dein Wohl, vielholdes Kind! Ei, wie dir so rosig die Wangen sind, Und deine Augen wie Kohlen, Die funkeln schelmisch verstohlen. Dein Wein ist süß, dein Wein ist klar; Doch schau' ich dir auf die Lippen gar, Da dünkt von deinem Munde Ein Kuß mir noch süßer zur Stunde. Du sagst nicht ja, du sagst nicht nein! Da muß ich denn schon herzhaft sein; Da hast ihn - gib mir ihn wieder! - Was schlägst du die Augen nieder? Ein braver Bursch, 'ne schöne Maid, Wo die sich treffen allezeit, Da soll ein Küßchen in Ehren Ihnen kein Narr verwehren.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Einkehr", appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lübeck und Bonn
See other settings of this text.