Nun ist der Tag geschieden Mit seinem Drang und Schall, Es weht ein kühler Frieden Durch's Dunkel überall. Wie still die Felder liegen! Der Wald nur ist erwacht, Und was er dem Lichte verschwiegen Das singt er leise der Nacht. Und was ich am lauten Tage Dir nimmer sagen kann, [Nun möcht' ich dir's sagen und klagen]1 - O komm' und [hör']2 mich an!
6 Lieder , opus 184
by (Joseph) Joachim Raff (1822 - 1882)
1. Nun ist der Tag geschieden  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 21
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
1 Randhartinger: "Nun möcht' ich's dir sagen und klagen"; Sandberger: "Nun möcht' ich dir's sagen, nun möcht' ich dir's klagen"; Thuille: "Nun möcht' ich's dir sagen und klagen"
2 Sandberger: "höre"
2. Sind die Sterne fromme Lämmer  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Sind die Sterne [fromme]1 Lämmer, Die, wenn fern die Sonne scheidet, Auf den blauen Himmelsfluren Still die Nacht, die Hirtin, weidet? Oder sind es Silberlilien, Die den reinen Kelch erschließen Und des Schlummerduftes Wogen Durch die müde Welt ergießen? Oder sind es lichte Kerzen, Die am Hochaltare funkeln, Wenn der weite Dom der Lüfte Sich erfüllt mit heil'gen Dunkeln? Nein! es sind die Silberlettern, Drin ein Engel uns vom Lieben In das blaue Buch des Himmels Tausend Lieder aufgeschrieben.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 3
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View original text (without footnotes)1 André: "ferne"; further changes may exist not noted above.
3. Frühling auf dem Lande
Language: German (Deutsch)
Und wenn die Primel schneeweiss blickt am Bach aus dem Wiesengrund, und wenn von Baum die Kirschblüth' nickt, und die Vöglein pfeifen im Wald allstund, da flickt der Fischer das Netz in Ruh, denn der See liegt heiter im Sonnengranz; da sucht das Mädel die rothen Schuh, und schnürt das Mider sich eng zum Tanz, und denket still, und denket still, ob der Liebste nicht kommen will. Es klinget die Fidel, es brummt der Bass, der Dorfschutz sitzet im Schank beim Wein, die Tänzer dreh'n sich ohn'Unterlass an der Lind' im Abendschein, und geht's nach Haus um Mitternacht, Glühwürmchen trägt das Laternchen vor da küsset der Bube sein Dirnel sacht, und sagt ihr leis' ein Wörtchen in's Ohr, sie denken beid', sie denken beid': O du selige, fröhliche Maienzeit!
4. Wo still ein Herz von Liebe glüht  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Wo still ein Herz von Liebe glüht, O rühret, rühret nicht daran! Den Gottesfunken löscht nicht aus! Fürwahr, es ist nicht wohlgetan. Wenn's irgend auf dem Erdenrund Ein unentweihtes Plätzchen gibt, So ist's ein junges Menschenherz, Das fromm zum ersten Male liebt. O gönnet ihm den Frühlingstraum, In dem's voll [ros'ger]1 Blüten steht! Ihr wißt nicht, welch ein Paradies Mit diesem Traum verloren geht. Es brach schon [manch ein starkes]2 Herz, Da man sein Lieben ihm entriß, Und manches duldend wandte sich Und [ward]3 voll Haß und Finsternis; Und manches, das sich blutend schloß, Schrie laut nach Lust in seiner Not, Und warf sich in den Staub der Welt; Der schöne Gott in ihm war tot. Dann weint ihr wohl und klagt euch an; Doch keine Träne heißer Reu' Macht eine welke [Rose blühn]4, Erweckt ein totes Herz aufs neu'.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Rühret nicht daran", appears in Jugendgedichte, in 4. Viertes Buch, in Escheberg. Sankt Goar
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View original text (without footnotes)1 Kücken, Lührss, Proch: "ros'gen"
2 Wallnöfer: "manches starke"
3 Wallnöfer: "war"
4 Wallnöfer: "Ros' erblüh'n"
5. Leichter Sinn  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Und wie wär' es nicht zu tragen, Dieses Leben in der Welt? Täglich wechseln Lust und Plagen, Was betrübt, und was gefällt. Schlägt die Zeit dir manche Wunde, Manche Freude bringt ihr Lauf; Aber eine sel'ge Stunde Wiegt ein Jahr von Schmerzen auf. Wisse nur das Glück zu fassen, Wenn es lächelnd dir sich beut! In der Brust und auf den Gassen Such' es morgen, such' es heut. Doch bedrängt in deinem Kreise Dich ein flüchtig Mißgeschick, Lächle leise, hoffe weise Auf den nächsten Augenblick. Nur kein müßig Schmerzbehagen! Nur kein weichlich Selbstverzeihn! Kommen Grillen, dich zu plagen, Wiege sie mit Liedern ein. Froh und ernst, doch immer heiter Leite dich die Poesie, Und die Welle trägt dich weiter, Und du weißt es selbst nicht wie.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Leichter Sinn", appears in Jugendgedichte, in 3. Drittes Buch, in Athen
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6. Morgenwanderung  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Wer recht [in]1 Freuden wandern will, Der [geh']2 der Sonn' entgegen; Da ist der Wald so kirchenstill, Kein Lüftchen [mag]3 sich regen. Noch sind nicht die Lerchen wach, Nur im [hohen Gras]4 der Bach Singt leise den Morgensegen. Die ganze Welt ist wie ein Buch, Darin uns aufgeschrieben In bunten Zeilen manch' ein Spruch, Wie Gott uns treu geblieben. Wald und Blumen, nah' und fern, Und der helle Morgenstern Sind Zeugen von seinem Lieben. [Da zieht die Andacht]5 wie ein Hauch Durch alle Sinnen leise, Da pocht an's Herz die Liebe auch In ihrer stillen Weise. [Pocht]6 und pocht, bis sich's erschließt, Und die Lippe überfließt Von lautem, jubelndem Preise. Und plötzlich läßt die Nachtigall Im Busch ihr Lied erklingen, In Berg und Tal erwacht der Schall Und will sich aufwärts schwingen, Und der Morgenröte Schein Stimmt in [lichter]7 Gluth mit ein: [Laßt uns dem Herrn]8 lobsingen.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Morgenwanderung", appears in Jugendgedichte, in 3. Drittes Buch, in Athen
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Note: in Reinthaler's setting, in stanza 3 (the second stanza of the sung text), line 7, word 1 ("Von") is "Zu" in some voices.
1 Ramann: "mit"; further changes may exist not noted above.2 Abt: "zieh' "
3 Reinthaler: "darf"
4 Nessler: "stillen Tal"
5 Grimm: "Die Andacht zieht da"
6 Reinthaler: "Sie pocht"
7 Abt: "voller"
8 Randhartinger: "O laßt uns dem Herrn"; Reinthaler: "Dem Herrn lasst uns"