Wenn die Sommerzeiten enden, wandelt licht im Abendschein, Herbsttagssegen in den Händen, still Frau Holde durch den Hain. Und mit leisen Liebesreden streut als lieblich holde Spur weisse, weiche Sommerfäden weithin sie durch die Natur. Sommerfäden zieh'n durch's Land, Leise nah'n sie und verschweben, fromme Wünsche still gesandt, mögen ihnen Weisung geben: "Sommerfäden, schwebt dahin, grüßt mir nah' und grüßt mir ferne liebe, treue Augensterne; Sommerfäden, schwebt dahin." Und Frau Holde lächelt leise, und die Sommerfäden zieh'n ihre rätselvolle Reise schimmernd zu dem Liebsten hin.
Zwei Gesänge , opus 2
by Franz (August Julius) Schreker (1878 - 1934)
1. Sommerfäden
Language: German (Deutsch)
2. Stimmen des Tages
Language: German (Deutsch)
Lang war die Nacht; wie auf stygischem Nachen hab' ich schlaflos gerungen, gebüßt... Seid jetzt, um mich her im ersten Erwachen, seid mir, ihn Stimmen des Tages, gegrüßt! Seid mir gegrüßt, früh rasselnde Wagen, emsige Schritte die Gasse entlang. Du übertönst jetzt des Holzwurm's Nagen, weckender Morgenglockenklang. Schon mit dem dämmernden Strahl vor dem Fenster zwitschert der Sperling fröhlichen Blut's, Sonne, du nah'st, verscheuchend Gespenster, heilige Quelle des Licht's ind des Mut's! Lang war die Nacht; wie auf stygischem Nachen hab' ich in schweigendem Dunkel gebüßt ... Seid jetzt, um mich her im ersten Erwachen, seid mir, ihn Stimmen des Tages, gegrüßt!